By Holger Melms
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Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
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Kirkenes

 

2004     2006     im Internet

 

Karte 3

Satellitenbild der NASA.

Dieses Kapitel ist der Erkundungstour 2004 und der Finnmarkreise 2006 entnommen.

 

 

 

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Kirkenes 2004

 

Nachdem die Mole unmittelbar vor der norwegisch-russischen Grenze am Grenzfluss Jakobselv als Törnziel ausgefallen war, hätte Kirkenes dies werden können. Folglich interessiert mich der Hafen in besonderem Maße. Den Stadthafen kann man nicht übersehen, den Kleinboothafen fand ich erst nach einiger Sucherei und einem interessanten Umweg.
 

 

 

 

Der Sonnenstand  verrät es: es ist 3 Uhr nachts.

Das in vielen Broschüren erwähnte, ziemlich abseits liegende Denkmal des siegreich kämpfenden russischen Soldaten. (Auch wenn, wie in anderen Broschüren zu lesen ist, die Besiegten mindestens ebenso siegreich kämpften.*)

Auf jeden Fall haben die Kämpfe um die “Festung Kirkenes” und die “Technik” der Verbrannten Erde die Stadt stärker in Mitleidenschaft gezogen als andere Orte der Finnmark. (Narvik liegt nicht in der Finnmark.)
 

*Ref. Havöysund

 

Viel hätte nicht gefehlt, und die Zerstörungen hätten sich (während der Kuba-Krise) wiederholt. Aus der Festung Kirkenes war im Kalten Krieg ein wichtiger NATO-Stützpunkt geworden (die graue Fläche), durch den sich die E6 schlängelt.

### wichtiger Wirtschaftsfaktor bis zum Ende des Kalten Kriegs.

Auch wenn sich neben dem militärischen heute ein ziviler Flughafen auf dem Gelände befindet, die Gefahr besteht latent weiter. *
 

*Siehe Vardö “Globus II”

 

### Heute kämpft die Stadt an allen Fronten sichtbar gegen den Verfall. Der Anteil der russischen Bewohner ist zwischenzeitlich auf rund zehn Prozent gestiegen, was aber bisher keinen sichtbaren Schub in der wirtschaftlichen Entwicklung bewirkt hat, obwohl der Hafen voller russischer Schiffe liegt. Einige machen einen durchaus „normalen“ Eindruck, während andere stinkende (vom permanent laufenden Motor) und rostende Seelenverkäufer sind. (Der „Hafen“ ist eine einige Kilometer lange, zur See offene, leicht geknickte Kaimauer und absolut nichts für ein kleines Segelboot.)
 

 

 

In einer kleinen Bucht auf der anderen Seite der Stadt liegt der sogenannte „Kleinboothafen“. Dort scheint sich im Winter Eis zu bilden *, denn alle Boote haben einen Platz an Land und nur ein Viertel der Boote schwimmt (schon) im Wasser. Das gesamte Gebiet um die Bucht wirkt wie ein riesiger Schrottplatz. Der einzige Schwimmsteg ist mit einem Gitter abgesperrt. Einen Gästesteg scheint es nicht zu geben. Und Fischerboote, an denen man meist gut festmachen kann, sind in ganz Kirkenes nicht zu sehen.
 

* und zwar reichlich, wie man nachlesen kann.

Björnevatn

 

Selbstverständlich bin ich auch in die Siedlung gefahren, die für Jahrzehnte die Existenzgrundlage für Kirkenes war. Seit der Bergbau dort nach vielen Jahren des Niedergangs 1996 entgültig geschlossen wurde, scheint der 10 km von Kirkenes entfernte Ort nur noch vor sich dahinzudämmern.

Auf dem Satellitenfoto (oben) sind die Reste des 90 Jahre betriebenen Tagebaus gut zu erkennen.
 

 

 

Mit dem Hurtigruten-Schiff (“Richard With”) betrete ich eine andere Welt. Der stinkende Russen-Trawler ist nur noch Kulisse. Ich bin von wohliger Wärme und Eleganz umgeben, die braungraue Kälte der Stadt ist schnell vergessen.
 

 

 

 

 

 

 

 

Auch Kirkenes wird als Ziel verworfen,

da sich der Hafen als wenig attraktiv erwies. Der während des Kalten Kriegs mit viel Geld versorgten Bastion (noch heute existiert ein Fotografierverbot für den Flughafen und das umgebende Gebiet) wurden in der Mitte der neunziger Jahre die Subventionen zusammengestrichen. Etwa zur gleichen Zeit musste der Betrieb der rund 10 km entfernten Eisenerzgrube (bei Björnvatn) eingestellt werden, was sich direkt auf die Verladeeinrichtungen im Hafen von Kirkenes auswirkte.

Es ist sicher nicht unmöglich, in Kirkenes einen Liegeplatz zu finden. Aber der Aufwand scheint mir in keinem Verhältnis zum Gewinn zu stehen, zumal ich mit der Fahrt in das Tal des Jacobselv schon das Beste der Gegend gesehen habe.

 

 

 

 

 

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Kirkenes 2006

 

Erik ### Bustour ins Pasviktal gebucht. Mich interessiert die “Stadt”. Ich bin gespannt, ob sich hier etwas geändert hat. Aufenthalt: fast 3 Stunden (10:00 bis 12:45).
 

 

Im Hintergrund - in der Soldatenbucht -  der Kleinboothafen, der mir 2004 wenig zusagte.

Dahinter fließt der Pasvikfluss ins Meer.

Der erste Eindruck für einen Hurtigrute-Reisenden: viel Platz für neue Industrieansiedelungen. Zu Fuß in die Stadt: eine Vietelstunde, wenn man sich nicht verläuft.
 

 

 

Blick über die “Raucherecke” der FINNMARKEN zu den neuen Geschäftspartnern aus dem Nachbarland, obwohl es noch keine Einigung über den Verlauf der Grenze in der Barentssee gibt und man diesen Nachbarrn inoffiziell der Raubfischerei verdächtigt.
 

Seit Juni 2004 gilt in Norwegen ein Rauchverbot in geschlossenen öffentlichen Räumen.

 

Dennoch - zumindest in der Farbgebung zeichnet sich eine gewisse Annährung ab:   die im Nachbarland bisher als identitätsstiftend empfundene Farbe “Eisenbraun” wird stellenweise durch die in Norwegen üblichen Farben wie Gelb und Grau ergänzt.
 

### russische fische besser als norwegische

 

Als Berliner sind einem die russischen (kyrillischen) Buchstaben sehr vertraut. (Auch die Straßenschilder sind in Kirkenes zweisprachig.)
 

 

 

Die Industrie-Geschichte der letzten 2 Jahrzehnte (Erzabbau im nahe gelegenen Björnevatn/KIMEK-Werft) war wenig erfreulich, es scheint aber wieder bergauf zu gehen. Die Nähe zu Russland scheint der Stadt endlich neue Impulse zu geben, obwohl die Beschaffung eines Visums für beide Seiten noch ein Hindernislauf ist.

Allein meine Bemerkung gegenüber einer Reisebüro-Angestellten, ich möchte auf einer privaten Website den neuesten Stand berichten, brachte mir die Antwort ein: Journalisten und Priester(!) bekommen niemals ein Visum unter 2 Wochen - alle anderen bekommen ihr Visum gegen hohe Zuschläge günstigenfalls in 3 Tagen, Ausländer müssen es in ihrem Heimatland beantragen.
 

 

 

Nicht gerade ein “Ritz” (so nennt sich das Lokal in diesem Haus) nach Pariser Standard, dennoch sind seine wöchentlichen Veranstaltungen ein Lichtblick. Ich gewinne ohnehin den Eindruck, dass in Kirkenes alles ein wenig flotter abläuft. An diesem 27. Juli liegt die Tagestemperatur bei 11°C, es ist also kein Wunder, dass niemand draußen sitzt. Geht man durch die halb offen stehende Tür ...
 

 

 

... steht man in einer Art Konditorei voller Gäste und einem unerwartet reichhaltigen Angebot und einer flinken Bedienung.

Ich habe noch die Zeit, einen Milchkaffee zu trinken und - aus reinem theoretischen Interesse - nach dem Antragsformular und der Preisliste für ein russisches Visum zu fragen, dann ist es auch schon wieder Zeit, zum Schiff zurückzulaufen. (Kein Regen!)

 

 

 

Der während des Kalten Kriegs mit viel Geld versorgten Bastion (noch heute existiert ein Fotografierverbot für den Flughafen und das umgebende Gebiet) wurden in der Mitte der neunziger Jahre die Subventionen zusammengestrichen. Etwa zur gleichen Zeit musste der Betrieb der rund 10 km entfernten Eisenerzgrube (bei Björnvatn) eingestellt werden, was sich direkt auf die Verladeeinrichtungen im Hafen von Kirkenes auswirkte.

 

 

 

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Kirkenes im Internet

 

 

Gefunden

 

 

 

Zeitzonen / Dreiländereck (engl. WIKIPEDIA)

Unlike the vast majority of Norway, Kirkenes is located east of the neighbouring country of Finland. Because of this, travelling directly west from Kirkenes actually changes the timezone forward instead of backward, like it usually does. Travelling directly east from Kirkenes (into Russia) changes the timezone forward by two hours instead of one.

One can drive 100 km south, and walk 10 km, into the Övre Pasvik National Park, reaching the border point of the three countries, where the three timezones meet. There are only a few such places in the world. It is forbidden according to Russian law to walk around the marker, since entering Russia is only allowed at a border control.

 

Pasviktal

Das Pasviktal wird als Touristen-Attraktion gehandelt. Was mich daran mehr interessiert sind die sieben Wasserkraftwerke, deren Geschichte man hier im Internet findet (viele Fotos, interessanter norwegischer Text).

Die potentielle Energie kommt aus dem finnischen Inaari-See. Das Gebiet unmittelbar hinter dem Abfluss hat die Sowjetunion den Finnen 1947 abgenommen, um dort (1951 und 1959) zwei Kraftwerke zu bauen. (Von 1920 bis 1944 hatten die Finnen den Russen Petsamo abgenommen.)

Die alte norwegisch-russische Grenze in der Mitte des Pasviktals wurde nicht angetastet, dort haben die Norweger mitten im Kalten Krieg (1964 und 1978) zum Teil auf russischem Territorium zwei Kraftwerke gebaut. Zuvor hatte die Sowjetunion zwei Kraftwerke beiderseits der Grenze gebaut (1956 und 1970). Erstaunlich, diese konstruktive Zusammenarbeit.

Auf der russischen Ausbuchtung Boris Gleb wurde ein siebentes Kraftwerk z.T. von norwegischen Unternehmern gebaut, das seinen Strom überwiegend an Norwegen verkauft.

Letztendlich mündet der Pasvikelv direkt bei Kirkenes ins Meer.
 

 

 

 

Technische Daten der Pasvik-Kraftwerke 

Kraftwerk

Baujahr

Mittl. Produktion

Fallhöhe

Kaitakoski

1959

68 GWh

7 meter

Jäniskoski

1951

208 GWh

20 meter

Rajakoski

1956

228 GWh

20 meter

Hestefoss

1970

215 GWh

17 meter

Skogfoss

1964

240 GWh

20 meter

Melkefoss

1978

120 GWh

10 meter

Boris Gleb

1963

272 GWh

20 meter

Damit ist die gesamte Fallhöhe des Inaarisees ausgeschöpft, der “Fluss” also nur noch eine Aneinanderreihun g von Seen.


Innsjøen Enare - Inarii-See
(Wohl nur interessant für Ingenieure und Grün-Alternative)

1386 km² • Magasin: 2,584 mill. m³ • Total middelproduksjon: 1352 GWh • Nedslagsfelt: 14300 km² • Praktisk reguleringshøyde: 1,75 m • Teoretisk: 2,26m

 

 


Zusammengefasst ...

... kommt Kirkenes auf Wiedervorlage, und zwar nicht nur für ein paar Stunden.

 

 


Die Industrie-Geschichte der letzten 2 Jahrzehnte (Erzabbau im nahe gelegenen Björnevatn/KIMEK-Werft) war wenig erfreulich, es scheint aber wieder bergauf zu gehen. Die Nähe zu Russland scheint der Stadt endlich neue Impulse zu geben, obwohl die Beschaffung eines Visums für beide Seiten noch ein Hindernislauf ist  Allein die Bemerkung in einem Reisebüro, ich möchte auf einer privaten Website den neuesten Stand berichten, brachte mir die Antwort ein: Journalisten und Priester bekommen kein Visum unter 2 Wochen - alle anderen Norweger gegen hohe Zuschläge evtl. in 3 Tagen, Ausländer nur in ihrem Heimatland.. Nicht gerade ein “Ritz” (so nennt sich das Lokal in diesem Haus) nach Pariser Standard, dennoch sind seine wöchentlichen Veranstaltungen ein Lichtblick. Ich gewinne ohnehin den Eindruck, dass in Kirkenes alles ein wenig flotter abläuft. An diesem 27. Juli liegt die Tagestemperatur bei 11°C, es ist also kein Wunder, dass niemand draußen sitzt. Öffnet man die Tür ... 

 

 

 

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05.11.2008

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