Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
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By Holger Melms
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Mein Standard-Browser, mit dem ich auch meine Seiten teste.
Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)

Bremstein / Sklinna

 

Da ich mich oft an den Gemeinden orientiere: Bremstein gehört zur Gemeinde Vega, Sklinna zur Gemeinde Leka. Darüber hinaus verläuft zwischen beiden Inselgruppen die Grenze zwischen den Provinzen Nordland und Nord-Tröndelag. Diese beiden Inseln anzusteuern war eine meiner besten Ideen.

 

Vega-Bremstein-Sklinna-Leka (NASA 96 km)

 

 

 

Bremstein(en)

 

Mir ist nicht erkenntlich, wann man genau Bremsteinen (Der Bremstein) und wann Bremstein (Bremstein) sagt. Egal. Der Ort ist zwar unbewohnt aber ansprechend. Früher soll hier mal ein großer und bekannter Fischerort gewesen sein. (Was von Sklinna nicht geschrieben wird; im DNL.)

Auf der Inselgruppe Bremsteinen liegt jedenfalls nicht der “Bremstein fyr” genannte Leuchtturm. Der liegt auf einer weiter seewärts (und weiter südlich) gelegenen Schäre namens Geiteröy und wird im Netz unter der Norwegischen Leuchtfeuerliste kurz beschrieben.
 

 

 

Bremstein überrascht mich mit seinen wenigen aber sehr gut erhaltenen und gepflegten Gebäuden. Der Holzkai ist in einem erstklassigen Zustand, man liegt dann aber in einem nach Nord und Süd offenen Sund.

In der etwas versteckt liegenden Bucht es gibt einen weiteren, der viel geschützter liegt. Dort liegen zwei weitere Bojen, die aber gern von übernachtenden Fischern genutzt werden.


 

 

 

Die ausreichend breite und tiefe Zufahrt zu den von einer Mole geschützten Liegeplätzen. Alle Gebäude sind professionell erhalten und jedes hat ein Holzschild mit seinem Namen erhalten.

Hier muss eine sehr professionell arbeitende Gruppe am Werk sein, die Bebauung der Insel zu erhalten.

Für Bremsteinen habe ich - leider erst nachträglich - ein paar nette Informationen gefunden - unter der Vega-Turistinformation.
 

 

 

Der Holzkai mit den vertikalen Bohlen ist ein perfekter Liegeplatz für mich, von dem ich bequem auf der Insel spazieren gehen kann. Ich war heute der erste hier.

Einige Zeit später kommen zwei Fischer und legen sich an die Bojen. Sie säubern ihre Boote und versorgen die wartenden Möven mit deren Abendessen.
 

 

 

Die Insel Vega “von hinten”, von See aus gesehen. Der etwas dunklere und kleinere Berg (links) ist die Insel Söla, die vom Hauptfahrwasser gesehen hinter den Bergen von Vega liegt.

Die Sicht war den ganzen Tag schlecht, von den Bergen am Festlands war nichts zu erkennen. Eine deutliche Warnung, die den Wetterfröschen aber nichts bedeutete. Für den folgenden Tag war strahlende Sonne vorhergesagt.
 

 

 

In Richtung Südwest war der Effekt noch deutlicher: die 3 Seemeilen entfernte Inselgruppe Steinan mit dem Leuchturm Bremstein war nur schemenhaft zu erkennen.
 

 

 

Diesen ollen Bretterverschlag hätte ich als “Bewahrer norwegischer kystkultur” nicht verfallen lassen, denn er muss eine Menge erzählen können. Es ist ein “Staatsbrunnen”, also ein vom Staat errichter Brunnen, wie er auch auf Myen steht.

Die Trinkwasserversorgung war besonders zur Zeit der Fischerei-Hauptsaison auf diesen Inseln ein Problem und gab wahrscheinlich zu vielen Problemen und Streitereien Anlass. Auf unterschiedliche Weise sah sich der Staat verpflichtet, diesem Mangel abzuhelfen.

Und wozu das dreieckige Dach? Trinkwasser mit Seevogelpisse? Allein das Sammeln des Oberflächenwassers muss eine Menge “Geschmacksverstärker” ergeben haben.
 

 

 

Aber noch glaube ich an die sonnige und windarme Wetterprognose und erfreue mich an der Idylle der kleinen, in alle Richtungen geschützten Hafens.

Spätabends und nachts kommt dann der angekündigte Nordwind - der für den Tag vorhergesagt war - und am sehr frühen Morgen bläst es wie ebenfalls vorhergesagt aus Südost. Und es ist vielversprechend sonnig.

Als der Südost nachlässt, ist es mit der Sonne vorbei. Ich warte noch ein paar Stunden im dichter werdenden Nebel und mache mich - im Vertrauen auf meine doppelte Eletronik - auf den Weg.
 

 

Diese Eisenstangen sind - mit den Varden . meine absoluten Lieblinge unter den Seezeichen. Sie vertreiben nicht und stehen immer an den entscheidenden Stellen.

Diese hier haben schon arg gelitten.

Dieses Stangentor muss in einer L-Kurve durchfahren werden.

[Der schiefe “Horizont” ist gar kein Horizont.]

Bremstein verlasse ich durch dieses Stangentor.

Auf dem Weg von Bremstein nach Sklinna erwarte ich keine Freizeitangler in ihren Nussschalen, keine Frachter, keine fischenden Fischer, keine Hurtigboote und vor allem keine Felsen mehr. Auch keine möglicherweise angetrunenen Motorbootskipper.

Also motore ich mit viel Zuversicht durch den dichten Nebel.*

* ”Hupen” ist scheinbar out. Ein Hurtigruten-Dampfer gab (Juli 2007) bei dichtem Nebel in der engen Hafenausfahrt von Bodö nicht einen Mucks von sich. In den letzten Jahren habe ich nie im Nebel ein akustisches Signal gehört. Vielleicht ist es ja in Mitteleuropa noch so, wie wir es gelernt haben. Die Großen schützen sich mit AIS, die Kleinen sollten besser erst garnicht ablegen.
 

 

 

Am späten Nachmittag ist die Kreuzdünung weitgehend abgeklungen und die Fernsicht erreicht ihr Maximum. (Auch hier gilt: Horizont ist nicht Horizont.)

 

 

 

Sklinna

 

Auch dieser Hafen ist im Norwegischen Lotsenhandbuch ziemlich genau beschrieben (und als Karte dargestellt):

Als ich den Hafen erreiche, ist der Nebel wieder so dicht, dass ich das innere Hafenbecken nicht überblicken kann, ich erkenne nur den Betonkai, der sich mit seinen Fender-Reifen in einem recht guten Zustand befindet. Es ist fast windstill, also müsste es ein guter Liegeplatz sein und die Hunderte von Kormoranen werde ich schon vertreiben.*

Einer dieser an sich scheuen Vögel - wahrscheinlich ein junger - blieb bei der Annäherung eines ihm offensichtlich unbekannten Objekts - etwas unruhig zwar - sitzen und beäugte das Segelboot, während ich den Vogel aus rund 3 Meter Entfernung betrachten konnte: mehr braun als schwarz und glitschiger, fischähnlicher Kopf und Hals. Nicht gerade attraktiv.
 

* Hier schlägt mal wieder der nordische Superlativ zu: die spezielle Art Kormoran, die hier lebt, soll die weltgrößte Kolonie dieser Vögel sein.

 

Nix wie weg. Die übliche Scene. Wer scharfe Augen hat erkennt im Hintergrund eine dunkle Linie. Das ist das gegenüberliegende Ufer des Hafenbeckens.

Das Boot liegt sicher am (heute sinnlosen? *) Kai. Ich kann mit meinem Spaziergang beginnen.

 

* Der Kai ist nur kletternd über eine Steilwand vom Wohnhaus zu erreichen.

 

Vielleicht stammt der Kai noch aus einer Zeit, zu der es noch keine sicheren Festmacherboj en gab. Von diesen Bojen liegen zwei oder drei im hinteren Haufenbecken.

Ein Blick zurück zu meinem Liegeplatz am Fuß der Mole. Obwohl windstill, läuft eine unsichtbare unangenehme Dünung zum Kai.
 

 

 

So etwas Schönes an Bootaufzug habe ich noch nirgends gesehen. Es wirkt auf mich wie eine Uferstraße - inklusive Bürgersteigen - , die quer zum Ufer verläuft.
 

 

 

Viel zu sehen ist nicht. Wer den gedrungenen Turm bei Sonnenlicht sehen möchte, muss diesen Verweis anklicken.

Unabhängig vom Nebel wartet in dem Wohnhaus eine positive und auch eine negative Überraschung auf mich: das Wohnhaus wird noch bewohnt, aber mit beiden Bewohnern komme ich weder auf Norwegisch (Dialekt?) und schon garnicht auf Englisch richtig ins Gespräch.

Internet (wie auf Fruholmen) gibt es nicht - die Wetterstation, deren Messgeräte noch erkennbar sind - ist entweder niedergelegt oder automatisiert* und das Wetter erfahre ich aus einer Zeitung(!), von denen mehrere auf dem penibel sauberen Wohnzimmertisch liegen. (Wie kommen die - offensichtlich täglich - hierher? Der nächste Ort ist verdammt weit weg.)

*Die Wetterstation muss automatisiert sein, unter www.met.no stehen die atuellen Daten.

Ich meine zu verstehen, dass die Station ganzjährig bewohnt wird und das “kystverket” der Arbeitgeber sei. Das könnte Wartungsarbeiten an den Seezeichen des umgebenden Gebiets bedeuten.

Die norwegische Wikipedia ...

... scheint mir ziemlich leer und ungenau zu sein. Für Sklinna steht da: “Sklinna er en øygruppe i Leka kommune, Nord-Trøndelag. På Sklinna ligger et fiskevær. Været ligger ca. 20 km vest for Leka. På Heimøya, den største av øyene, ligger Sklinna fyr, som inntil april 2004 var et bemannet fyrstasjon. Sklinna har verdens største koloni av toppskarv og er fredet som naturvernområde.

Auf Sklinna liegt ein Fischerdorf” ist im Präsens eindeutig falsch, und wenn es mal früher hier eines gab, ist davon weder im Internet* noch im Nebel etwas zu finden. Das einzige, was ich im Moment Sklinna zubilligen möchte, ist ein ehemaliges, womöglich unbedeutendes Fischerdorf.

* Die Kommune Leka, zu der Sklinna gehört, bietet im Internet deutlich weniger als die benachbarte Kommune Vega.
 

 

 

Der Nebel hat sich gelichtet. Dafür wird mir mein Liegeplatz mit seiner Schaukelei immer unsympathischer. Auch meine warme Suppe kann daran nicht viel ändern. Der Schlaf stellt sich erst nach Stunden ein.

Ich bin froh, als ich morgens um Sechs - etwa bei dieser Sicht und diesem Wind - in Richtung Innenfahrwasser/Gjerdinga aufbrechen kann. Nach vier Stunden angenehmer Fahrt - unter Nutzung der einfachsten Strecenführung - bin ich um 10 Uhr dort.

 

 

 

 

 

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