© Holger Melms
2003-2005

Leka bis Flatanger
(Nord-Tröndelag)


Leka / Risvaer / Sör-Gjaeslingan / Flatanger
 

Die Küste von Nord-Tröndelag ist nicht besonders lang. Dafür liegt südlich von Rörvik die Folla, laut DNL ein Seegebiet mit gefährlichen Wellen bei schwerem Wetter.

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Leka

Diese Insel hatte ich in guter Erinnerung - dank ihrer offenen, grünen Landschaft und vor allem dank ihres geöffneten Restaurants 500 m oberhalb des Haupt-”Hafens” Skei. Mit “Hafen” ist der Fähranleger und ein nach Nordosten vollkommen offener Bereich mit einem Schwimmsteg und einigen Gästeplätzen gemeint. Im Süden von Leka gibt es noch einen “Nothafen”: Solsemvaagen.

 

 

2003 hatte ich mich darüber mokiert, dass man in dem klitzekleinen Hafen von SKEI den Schrott nicht wegräumt, um Platz zu schaffen.

Damit hat man jetzt begonnen.

 

Diesmal bot mir ebendort diese in Betrieb befindliche Fähre einen Einblick in das Innere eines Schiffes. (17.7.2005, 16:25)


Das Wichtigste an Leka ist jedoch dieses Wirtshaus:

Es ist nach einem Wikinger-Hügel in der Nähe “Herlaug” genannt und wird offensichtlich von einem kreativen Wirt betrieben.

Kommt auf Wiedervorlage. U.a. auch wegen dieser herrlichen Aussicht zum Festland:
 


Das warme Sommerwetter veranlasst mich, einen kleinen Umweg an die Südküste von Leka zu fahren. Dort soll es einen Nothafen, d.h. Festmacherbojen und einen alten Kiesverlade-Kai geben. Also zwei gute Optionen, das Ankern zu vermeiden.

In Solsemvaagen angekommen, erwartet mich diese Herausforderung:


Mit einiger Vorsicht lässt sie sich meistern, d.h. auch bei Hochwasser und aufkommendem Wind darf das Achterstag nicht die rostende Verladebrücke berühren.


Ein warmer Sommerabend mit Norwegen typischer 50 km Fernsicht (in Richtung Südwesten/Vikna):


Etwas ungläubig fahre ich am nächsten Morgen dicht an dieser Kugel vorbei: es ist die Nothafen-Festmacher-Boje. Hier darf man also in einer stürmischen dunklen Nacht ein passendes Ende herausfummeln.

 

 

 

 

Das nächste Ziel steht schon seit 2003 auf meiner “Noch mal hin”-Liste. Als ich dann noch erfuhr, dass dort bis ungefähr 1920 die Hurtigrute hielt, war bei diesem Wetter auch klar, dass ich dort irgendwie festmachen werde.

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Risvaer


Direkt am Fahrwasser liegt eine kleine Bucht, an der zwei große, langsam verfallende Häuser stehen. Beim Vorbeisegeln 2003 war noch ein gut erhaltener Steinkai zu erkennen. (In Igeröy erhielt ich von Sven die Warnung, dass die Häuser nicht nur wie Spukhäuser aussehen, sondern dass dort auch Geister wohnen.)

Die Berge im Hintergrund gehören nicht zu Risvaer, sie liegen auf dem nahen Festland.
 

Wie erwartet: in der engen Bucht und den vielen alten Festmachereisen an Land ist es leicht, PHINE sicher zu vertäuen.

Jetzt kann ich in aller Ruhe die Geister suchen.

Als ich mich dem ersten Spukhaus nähere, erschreckt mich ein peitschender hoher Pfeifton, der wie ein Pistolenschuss klingt. (Kein Märchen.) Also doch Geister?

Ja, aber ängstliche. Hier kommen sie gerannt und verschwinden in einem nahen Wäldchen. Der Pistolenschuss war vermutlich das Warnsignal des Herdenbosses. - Das Haus verfällt also nicht nur sondern wird wenigstens noch als Schafstall benutzt.
 

Das gilt auch für das andere Haus, das noch von blühenden Rosen und Rittersporn umgeben ist. Es hatte offensichtlich die bessere Lage, denn hier finden sich noch Reste von Gärten und weiteren, einfacheren Häusern. Die Insel war an das Stromnetz angeschlossen. Sie ist leicht zu erreichen und wird heute gern als Ausflugsziel genutzt.

 

Über Rørvik habe diesmal nichts zu berichten. Der Club-Gästehafen ist mit 120 NOK unverhältnismäßig teuer. Nach wenigen Stunden Aufenthalt habe ich wieder abgelegt. PHINE füllte sich wie immer am Fischerkai hinter der Mole wohl.

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Sør-Gjæslingan


Auf mehrfache Empfehlung habe ich dies “Museums-Fischerdorf” angesteuert, das in einem unübersichtlichen Irrgarten aus Untiefen und wenigen bewohnbaren Inseln im Süden Rörviks liegt. (Da meine Seekarten-Software in genau diesem Gebiet regelmäßig abstürzt, habe ich die langweiligere Route über das untiefenfreie Seegebiet der Folla gewählt.)
 

Für die eine Seemeile von der Folla “hinein” nach Sørgjæslingan erschien mir die Betonnung etwas merkwürdig. Im “Ort” selbst war es mir unerfindlich, wie ich mit knapp 2 m Tiefgang diesen brettartigen Schwimmsteg auch bei Niedrigwasser erreichen kann.

Außerdem schwamm in allen sonst genannten Liegeplätzen viel Krempel im Wasser, was ich bei meinem Spaziergang über die “Hauptinsel” verwundert feststellte.

Der einzige tiefe und mit Sicherheit nicht-private Liegeplatz war am Beton-Kai für die Ausflugsdampfer.

Ein “Café” oder ähnliches habe ich nicht gefunden, noch nicht mal einen ausgeschilderten Landhandel. Nur an einer Tür fand ich einen Zettel mit Öffnungszeiten: eine Stunde vor- und eine weitere nachmittags.

Die Häuser des “Ortes” sind auf mindestens vier Inseln verteilt. Wollten sich die Bewohner (wohl fast nur Sommergäste) irgendwo treffen, müssten sie erst in ihre Boote steigen.

Kurz vor Mitternacht: ein strahlender Himmel über den alten, noch erhaltenen Gebäuden.

(Ungefähr ein Sechstel der Gebäude ist im Museums-Besitz, alle anderen sind privates Eigentum. Fast immer erkennt man die privaten Gebäuden an der - ich würde sagen - hemmungslosen Modernisierung und Vergrößerung.)

 


Ein Nachtrag - weil eben erst im Norveg-Museum die komplette Information gelesen:

Auf dem Weg nach Sörgjäslingan habe ich am Rande der Folla einen Leuchtturm passiert, von dem ich dachte: “auf diesem Stück Felsen hört wohl jede Leuchtturm-Romantik auf.”  (Da hatte ich das Leuchtfeuer von Kya noch nicht aus der Nähe gesehen.)

Zunächst sein Name: Grinna fyr. Gebaut 1904. Der Turm ist aus Gusseisen. Er ist 14 m hoch und steht auf einem 5 m hohen soliden Steinsockel. Das Bootshaus (das wie ein angebauter Keller aussieht) ist aus Beton. Der (weiße) Beton-Anbau in zwei Etagen erfolgte 1964, als hier Stromgeneratoren installiert wurden.

Grinna war von Anfang an eine “Törnstation”, d.h. hier wohnten keine Familien (wie auf Fruholmen) sondern die Mannschaft - der Leiter und zwei Assistenten - kamen von Rörvik hierher.

Nach 83 Jahren mit Besatzung wird der Leuchtturm ab Herbst 1987 unbemannt betrieben. Die Aufsicht übernimmt die Mannschaft vom Leuchtturm in Nordoyan. (Ab 2006 sollen alle norwegischen Leuchttürme automatisiert laufen.)

Der jetzige Eigentümer des Leuchtturms, das Kystverket, würde das Ding lieber heute als morgen los sein. So schnell findet sich aber kein Käufer. Daher gibt es für Grinna seit 2000 eine Übereinkunft mit dem “Folla Kystlag”, dass dieser Verein diesen Leuchtturm als Ausflugsziel für seine Mitglieder benutzen darf. Um zusätzliche Einnahmen zu bekommen, darf der - immer noch wichtige und in Betrieb befindliche - Leuchtturm auch an Gäste vermietet werden, die keinen Unfug im Sinn haben. Nachfragen an son-elle@online.no (kein Witz!).

Man sollte allerdings starke Nerven und viel Zeit mitbringen, denn selbst bei Windstille kann das Anlegen eines Bootes wegen der möglichen starken Dünung schwierig sein. Die Berichte von gefährlichen Landungen und Beinahe-Unglücken sind zahlreich.

Na, Lust bekommen?

 

 

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Flatanger


Das Inselreich von Flatanger liegt auf der Südseite der Folla und besteht ganz im Gegensatz zum nördlich der Folla liegenden Untiefen-Reich aus mehr Inseln als Untiefen. Die Zahl der Häfen kann man an einer Hand abzählen. Die zum Teil sehr engen gekrümmten Fahrwasser sind alle gut gekennzeichnet.

1997 und 2003 war ich offenbar mit der Navigation derart beschäftigt, dass ich die Kargheit der Gegend fast nicht bemerkte. Dieses Jahr hatte Flatanger für mich ein verändertes Gesicht: überwiegend eintönig. Auf jeden Fall kürzt die Fahrt durch Flatanger die Strecke über die Folla deutlich ab. Außerdem navigierte ich dieses Jahr nicht mit der Papierkarte in der Hand sondern nach der Seekarte auf dem Bildschirm mit eingeblendeter GPS-Position. Die Verbindung mit der Landschaft geht dabei fast verloren. Wobei die “elektronische” Navigation in schmalen Fahrwassern (schmaler 50 m) ein Vabanque-Spiel ist.)

Aus den beiden früheren Durchfahrten waren mir zwei Dinge fest im Gedächtnis geblieben.
 

Zum Einen eine imponierende Kirche, die auf einer Insel steht, auf der fast niemand wohnt ...

... zum Anderen ein kleiner Hafen mit einer für die Küste ungewöhnlich gemütlichen “Kneipe”.


 



Zunächst bekam ich allerdings Gelegenheit, meine Vorurteile über eine bestimmte Gruppe von Norwegern zu pflegen. Nach der abendlichen Überfahrt über die Folla hatte ich mir für meine Nachtruhe einen Ankerplatz ausgesucht, der in einem nicht befahrbaren Sund liegt, so dass ich Landleinen nach beiden Seiten hätte benutzen können. Wie zu befürchten, stand dort neben den Festmacherbolzen ein modernes Sommerhaus und zwei Männer, die in dem roten Haus wohnten, sortierten ihre Fische. Wie immer stellte ich mich vor, und sagte, dass ich an den Bolzen festmachen wolle. “Geht nicht” sagte der Eine, “hier ist alles privat.” Der Mann kam selbstredend aus Oslo.

Ich bin sicher, der Festmacherbolzen - neben dem “X” im Felsen - und die Wasserfläche sind nicht Privateigentum. Und um meine Osloer-Vorurteile zu festigen, war der Besitzer des roten Hauses, ein Einheimischer, wesentlich entgegenkommender und in seinen Angaben über die Gegend präziser. Auf jeden Fall verwarf ich die “Sie können doch dort und dort festmachen”-Empfehlungen des Osloers als erkennbar unbrauchbar und ankerte im Sund. Der Anker nahm auf meinen Ärger Rücksicht und hielt.

Jedes Ereignis hat auch eine positive Seite. So erfuhr ich von einer Insel namens Villa, die ich nicht auf meiner Liste hatte, weil mir eine flache, 5 m breite Felsrinne als Hafen vollkommen ungeeignet erschien. Ich könne dort auch mit 2m Tiefgang festmachen versicherte man mir hier.
 

Villa ()

Das ist die “Hafen-Rinne” von Villa bei Niedrigwasser. Wie erwartet, vollkommen unbrauchbar.

Da es in Villa aber wieder einen Superlativ gibt, “das jüngste Kohleblasfeuer”, mit anderen Worten:  danach wurde kein weiteres mit dieser veralteten Technik gebaut, ...

... haben die Freunde dieses Leuchtturms einen soliden Schwimmsteg außerhalb der 5 m Rinne gebaut, an den ich mich einige Zeit erinnern werde.

Am späten Nachmittag fuhr mir der Trimaran, der mir bereits in Vega um ein Haar die Seite aufgeschlitzt hätte, beim Anlegen ins Vorschiff. Den Kratzer kann ich verschmerzen. Als es dann aber kurz vor Mitternacht wieder rumste, war ich nicht sonderlich “amused”. Mein Zorn verflog jedoch schnell, als ich eine zierliche weibliche Person auf einer nicht gerade zierlichen Segelyacht sich an meiner Reling festhalten sah, die sich sofort auf Deutsch entschuldigte. Sie kam direkt von Vega, eine Strecke, die ich mir auf mehrere Tage aufgeteilt hatte.

Dieses Mal gab es als Dank keine Schramme sondern das Angebot, an der Boje vor ihrem Sommerhaus auf Fröya auf die Entscheidung über meine Törnunterbrechung zu warten.

Erst auf der Rückreise von Fröya gibt es wieder Nennenswertes, und Positives von Flatanger zu berichten.
 

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gesprochen “Oh”

Ø,ø = Ö,ö
Æ,æ = Ä,ä
 

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