Hurtigrute versus Hurtigbåt

Verdammt leicht zu verwechseln: Hurtigrute; damit sind die immer wieder - besonders in abgelegenen Orten - beeindruckenden Schiffe der alten Postbootlinie von Bergen bis Kirkenes gemeint. Hurtigbåt; das sind sind die mindestens doppelt so schnellen und nur ein Zwanzigstel so grossen Passagier-Katamarane, die heute das Rueckgrat des norwegischen Kuestenverkehrs bilden.

Die Hurtigrute hält auch in Bergsfjord

Ein Erlebnis der besonderen Art in Bergsfjord: ich werde von Herrn Buck als Hilfskraft angeheuert, um nachts um halb zwei vier Passagiere von einem (aus Süden kommenden) Hurtigruten-Schiff auf offener See zu übernehmen. Er macht es im Sommer fast täglich, für mich ist es eine kleine Sensation. (Mittwoch, 16. Juli 2003)

Mit diesem Motorboot sollen wir an dem Hurtigrutenschiff længsseits gehen und die Passagiere uebernehmen. (Das Foto wurde "am Tage" aufgenommen!)

Die „Trollfjord“ stoppt auf. Herr Buck hat zuvor telefonisch mit dem Kapitän vereinbart, dass er vier Passagiere auf der Backbord-Seite übernimmt.

Wir warten vergebens, dass sich der Leib der „Trollfjord“ öffnet. Per Handzeichen dirigiert uns der Kapitän auf die Steuerbord-Seite.

Hier sind wir richtig. Die kleine Luke knapp 2 m oberhalb der Wasserlinie ist bereits geöffnet und eine Strickleiter herabgelassen. Diese "Pforte" hat sogar einen eigenen Namen: Gamvik-Porten. Der Name stammt noch aus der Zeit, als der Hafen von Gamvik in der Ost-Finnmark zu klein für die Schiffe der Hurtigrute war und alle Passagiere aus dieser Luke in Landungsboote umsteigen mussten.

Die Leinen unseres Motorbootes werden übergeben. Mehr kann ich nicht fotographieren, da ich ja als Hilfskraft angeheuert bin und das Gepäck entgegen nehmen und den vier (weiblichen) Passagieren (im Alter von 12 bis 72 Jahren) beim Übersteigen behilflich sein muss. - Das schwere Hurtigrutenschiff liegt bei der ruhigen See wie eine Kaimauer vollkommen bewegungslos im Wasser.

Job erledigt. Wir machen uns davon und die „Trollfjord“ fährt weiter zu ihrem nächsten regulären Stopp in Öksfjord. - Das kleine Schlauchboot hinter uns wird später von unserem Motorboot das 12-jährige Mädchen übernehmen und in eine Nachbarbucht fahren. - Die „Trollfjord“ musste einen Umweg von rund vier Seemeilen fahren, um überhaupt in die Nähe von Bergsfjord zu kommen. Aber über das Absetzen oder Übernehmen von Passagieren auf offener See in der Finnmark scheint es ein besonderes Abkommen zu geben.

Eine erste Auskunft eines Hurtigruten-Stewards gab eine vage Bestætigung, ein zweiter war genauer: in der West-Finnmark haben dieses Privilige nur noch drei abgeschieden gelegene Orte: Loppa, Sandland und Bergsfjord! In der Ost-Finnmark gab es frueher weitere Orte. Nachdem diese vor einigen Jahren ans Strassennetz angeschlossen wurden, entfællt fuer sie dieses Privileg. Voraussetzung ist in jedem Fall ruhige See - und darueber befindet der Kapitæn des jeweiligen Hurtigrutenschiffes.

Die Grenzen der Hurtigrute-Schiffe

Möglicherweise verschieben sich die Grenzen der Sturmtauglichkeit durch die Transformation der Schiffe zu Luxuslinern ins Negative. Die Schiffe werden immer länger und höher und somit weniger wendig in den schwierigen norwegischen Küstengewässern.

So wurde mir von einem Passagier berichtet, dass im Winter 2001/2002 das aus Norden kommende Schiff nicht in den schwierigen Hafen von Brönnöysund einlief sondern an diesem vorbei zum nächsten Hafen, Rörvik, fuhr. Dort liegen normalerweise die süd- und nordgehenden Schiffe gleichzeitig am Kai, so dass die Passagiere, die nach Brönnöysund wollten, hätten umsteigen und dann von Süden kommend mit einigen Stunden Verspätung in Brönnöysund angekommen wären.

Aber auch das war nicht möglich, da die Kailänge für zwei Schiffe nur ausreicht, wenn sich diese im Abstand von knapp 10 Metern nebeneinander legen, was bei den Witterungsverhältnissen nicht zu machen war. Siehe ####

Interessant wäre die Antwort auf die Frage, ob man mit kleineren und kompakteren Schiffen diese Schwierigkeiten nicht hätte meistern können.