© Holger Melms
2003-2006

 

 

Tromsö? - nein, danke!
Nei til Tromsö!
Bypass Tromsö!

Why? This year, Tromsö Harbour raised the fee by 100% to 200 NOK for 24 hours from the first minute and offers no longer WC, shower and washing machine.*

“Nei til EU” (“Nein zur EU”) ist der beliebteste Slogan (und die bevorzugte Haltung) in vielen Teilen Norwegens. Daher die norwegische Übersetzung der Überschrift. Wobei genau genommen nicht die Stadt Tromsö sondern der (einzige) Gästehafen der Stadt gemeint ist, ohne den wir Segler nun mal nicht die Stadt besuchen können.

Ein Boykott (siehe unten) ist ganz nett, aber wie sehen die Alternativen aus? Das Satellitenbild der NASA zeigt einige, die für mich in Frage kommen:

 

Wirklich vermissen werde ich nur die netten Kneipen mit oft lustigen Leuten und guten Bands. Alles andere muss ich nicht noch einmal sehen.

Die weiße Linie zeigt die Strecke, die über Tromsö in die Finnmark (ab Loppa) führt. Die roten Linien sind Alternativen, die z.B. über der letzten Hafen vor Spitzbergen, nämlich Torsvåg, führen.

Die rote Strecke von Hekkingen bis Loppa ist nur wenige Seemeilen länger als die weiße Strecke via Tromsö. Wahrscheinlich ist sie für Segler ohnehin besser geeignet, bedeutet aber auch sicher mehr Dünung.

 

 

 

*) Am 21. Juni 2006 erschien in der Zeitung NORDLYS (auf Seite 64) ein Artikel von Wolfgang Rüffert (Emden), der durch ein Foto von Marit Rein mit der Beschriftung: “DÅRLIG RYKTE Gjestehavna i Tromsø begynner å befeste sitt rykte som landets dyreste havn å besøke. I forrige uke reagerte seilturist Hans Jakob Valderhaug (bildet).” ergänzt wurde. (MISERABLER RUF - der Gästehafen in Tromsö beginnt seinen Ruf als teuerster Besucherhafen des Landes zu festigen.)

Wolfgang Rüffert schreibt u.a. (hier in deutscher Übersetzung):

Warum nicht gleich einen Tausender verlangen?

Gemeint sind 1000 Norwegische Kronen, also rund 120 Euro.

“Trotz dieser astronomischen Summe (200 NOK) findet man (neben den Ticket-Automaten) kein Service-Angebot - keine Toiletten, keine Duschen, keine Waschmachine. Und du sollst von der ersten Stunde an bezahlen. Wer hat immer 200 Norwegische Kronen in Münzen in der Tasche? Das bedeutet, dass du vielleicht an Land musst, um zu wechseln - auch nachts!

Es ist auch einzigartig, dass du mehrmals am Tag kontrolliert wirst. Da kommen Leute in feinen Uniformen (letztere hast du vielleicht mitbezahlt mit deinen 200 Kronen) und schreiben alles auf: Bootsname, Registrierungsnummer, Bootlänge, usw.

Als ehemaliger Bürger der DDR mag ich es nicht, laufend kontrolliert zu werden. Und was geschieht, wenn ich nicht sofort bezahlt habe? Geldstrafe? Beschlagnahme des Boots? Gefängnis?

Wir werden uns erinnern an Tromsö als eine schöne Stadt mit einem extrem teuren Gästehafen - ohne Facilitäten. Nicht empfehlenswert. Das beste wäre es, wenn Bootstouristen diesen Hafen boykottieren würden!

 

Ich befürchte, es wird sich nicht viel ändern. Einige neureiche norwegische Motorbootfahrer treiben die Preise absichtlich in die Höhe. Im (noch?) abgabefreien Hafen von Hammerfest erlebte ich 2004, wie der Besitzer eines protzigen Motorboots dem Hafenmeister vorschlug, eine satte Hafengebühr zu verlangen.

Außerdem ist der jetzige Gästehafen von Tromsö recht klein und wird von  großen ausländischen Segelyachten auf dem Weg nach Spitzbergen oder Island angelaufen. Und die kleinen sollen zahlen oder sich verpissen.

Unter anderem hat sich nach weiterer Auskunft schon die Norwegische Küstenwacht davongemacht, die nun allerdings nicht zu den Kleinen zählt. Sie soll sich geweigert haben, ihre staatliche Abgabefreiheit vom Tromsöer Hafenchef ausgehebelt zu sehen.

(Mir ist nicht bekannt, dass es einen privaten Gästehafen im gesamten großen Stadtgebiert gibt.)

Sozial-Darwinismus zum Anfassen. Und begrenzter Wettbewerb scheint im Norden geschichtlich verankert zu sein.

Wie heißt es so schön in Motivationskursen: Verschlechterungen (die dort “Veränderungen” heißen) nicht als Bedrohung sondern als Chance auffassen!

Also denn:
Tromsö und die oft schlecht zu segelnden und langweiligen Sunde vergessen und die klein strukturierte Inselwelt am Rande des Meeres erkunden.