Warum so ausführlich?
Kurz nach Mitternacht, es ist unter den Wolken schon sehr dunkel, läuft ein 13m Katamaran in den Hafen, dessen Skipper sich an PHINEs Stelle legen will, während ich dann PHINE an die Außenseite des Katamarans lege - das normale, wenig zeitaufwendige Verfahren.
Nur nicht hier, was der norwegische Skipper in der Dunkelheit nicht sehen und ich ihm auf Englisch auch nicht plausibel zurufen kann. Um es kurz zu machen, ich weigere mich, seinem Vorschlag zu folgen. Verständlicherweise stinksauer sucht er in der Dunkelheit einen anderen Platz, bleibt aber bei allem Ärger in seiner Wortwahl noch moderat.
Zunächst glaube ich, es mit einem dieser oft rücksichtslosen Skipper aus dem Süden des Landes zu tun zu haben, wozu allerdings seine letzten Sätze nicht passten.
Also radele ich zu seinem Liegeplatz, um mich zu entschuldigen oder zumindest zu erklären. Nicht ganz einfach, denn drei Öksfjorder jugendliche Besucher halte ich fälschlicherweise für Crewmitglieder. Schließlich spreche ich mit dem Skipper und werde ebenso wie die Jugendlichen an Bord gebeten.
Die Crew des Katamarans besteht aus drei Personen: dem Skipper aus Hammerfest sowie einem mit ihm befreundeten Fischer aus der Nähe von Hammerfest und dessen Frau - also alles Einheimische.
Früh um Sieben haben wir alles Finnmark-Relevante unter Zuhilfenahme landesüblicher Getränke diskutiert: der Krieg mit den Deutschen, die Entwicklung der Fischerei, die Schönheiten der Landschaft. Als ich dann von gezeigten Fotos fast jeden Ort und jedes Gehöft (u.a. Saraby) benennen kann, ist die Scharte der Ablehnung einigermaßen ausgewetzt.
Die drei Jugendlichen waren inzwischen von Bord gegangen. Wir liefen zur - nicht ganz einfachen - Inspektion des komischen Liegeplatzes der PHINE, die wir erst wieder verließen, nachdem wir uns gegenseitig versprochen hatten, dass keiner ablegt, ohne noch mit dem anderen gesprochen zu haben.
Von den vielen Begegnungen im “hohen” Norden war dies die witzigste, lustigste und ausgelassenste.
Fazit: Vorurteile sind ganz nett. Aber nicht in allem, was nach einem ”Osloer”* aussieht, ist auch ein solcher drin.
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