© Holger Melms
2003-2005

PHINE und ihr Skipper

Hyroglyphen entschlüsselt: S/Y = Segel / Yacht - PHINE = Kosename für Josephine, also “Fiene” gesprochen.

 

PHINE ist eine Albin 85 Cumulus, die von Peter Norlin gezeichnet wurde.

PHINE im Sommer (vor Anker vor Tjeldholmen im Moskenstraumen, mit vielen sichtbaren An- und Umbauten.)


Der “merkwürdige” Name entstand auf Umwegen:
 
1. Jerry, von dem ich das Boot in Gävle (Schweden) kaufte, hatte es “Britt-En” (etwa “Brigitte die Erste / Einzige” getauft.
2. Folglich hätte ich sie “Britt-Två” taufen können. Sonderzeichen sind aber eine Last im Funkverkehr.

3. Weiblich (und aus Platzmangel am Heck) und kurz sollte der Name sein, sonst hätte ich sie “Napoleon”, nach meinem Lieblingshund getauft.

4. Dann eben nach Napoleons Gattin, Josephine, die wir meist ”Fiene” riefen.

5. “Fiene” sieht wenig elegant aus. Dann eben die Abkürzung “PHINE”.
6. Die meisten (Neusprachler) sagen “Piene”. Sei’s drum.

 

 


 

Ausrüstung, mechanisch

 

 

 

 

 

 

Ausrüstung, elektronisch und optisch

Laptop mit elektronischen Seekarten Europa (dazu tonnenweise Papierseekarten und Seehandbücher), UKW (VHF) Seefunk, NAVTEX, Barograph (Teil des Garmin GPSmap 76C), vier mal GPS, drei mal Autopilot, 2 mal Digitalkamera, Radio, fest montierter 44 cm Radarreflektor im Mast, Fernscheinwerfer im Bugkorb, Cockpitscheinwerfer am Überrollbügel, Dreifarben und Ankerlicht im Masttop, die sonstigen Positionslichter und als Erinnerung an die Deutschen: Ankerball und Motorfahrtkegel. Sicher ist auch das Handy (Mobilfon) hier mitzurechnen. Und, wenn auch nur an Land: der exzellente Internet-Wetterdienst der Norweger.

Kein Radar und kein AIS!

 

 

Spezielle Ausrüstung für Nordnorwegen

Dauerhaft montiertes Scheuer-”Brett”

Ein 3 m langes, 10 cm breites Scheuerbrett (keine schmale Scheuerleiste!) aus 2 cm dickem Mahagoni, um die Kräfte beim Längsseitsliegen bei Sturm und/oder Schwell besser in die dafür nicht vorbereitete Bootskonstruktion großflächig einzuleiten. Um an den üblichen schwarzen, oft zerschlissenen Autoreifen und notfalls auch an Beton- und Eisenkonstruktionen - vor dem Ausbringen des Fenderbretts - anlegen zu können, ist das Mahagonibrett mit einer soliden, 4 m langen Alu-Schiene bewehrt, die in die Alu-Fussreling überleitet.

Im oberen Bereich werden die Kräfte über eine Distanzleiste, ebenfalls Mahagoni, an die Fussreling, im unteren Bereich über eine breite Gummileiste auf den Rumpf geleitet.

Sicher dimensioniertes Fenderbrett

Fenderbrett aus Mahagoni, 170 x 12 x 6 cm, das mehr einer Fenderbohle ähnelt. Dennoch musste ich in Aalesund nach zwei Nächten an einem Betonpfeiler zwei dicke Alu-Schienen im oberen und unteren Bereich nachrüsten. Seither ist mir jede Kaikonstruktion recht.

Zwei “Hundert-Dollar”-Fender

... die ich meist zur Ergänzung des Fenderbretts in waagerechter Lage vorn und achtern benutze. Die Dinger sind mit einer Länge von knapp über einem Meter für ein Boot unter 9 m Länge - scheinbar - vollkommen überdimensioniert. In der Praxis benutze ich aus vielen Gründen diese Fender stets als Hauptfender. An den typischen norwegischen Pfahlkonstruktionen sind sie unentbehrlich.

 

 

 

 

 

 

 

Das “Zelt” darf weder unter der möglichen Last durchhängen (Unterbau aus vielen Leinen) noch im Sturm weggeweht werden (Überbau aus Ankerleinen).

 

 

 

 

 

 

PHINEs Skipper

... ist ein Seiteneinsteiger. Alle Versuche seines segelbesessenen Vaters, ihn vom Segeln zu begeistern, schlugen (auf dem kleinen und oft windarmen Berliner Wannsee) jämmerlich fehl. Jahrzehntelang blieb er eine begeisterte Landratte. Als Freizeitsport kam zunächst Langstrecken-Radfahren, später Military-Reiten und danach Wildwasser-Kanu-Fahren, d.h. Sportarten, bei denen man nicht seekrank wird, nicht friert und sich nicht langweilt.

Seine Segler-“Karriere” begann 1989, als ihn der in seiner Abteilung jobbende Mathematik-Student und engagierter Segellehrer Johannes nach vielen Fehlversuchen zur Mitfahrt an Bord einer größeren Yacht von Stockholm nach Mariehamn (Aaland) überreden konnte. Die Fahrt wurde entgegen der Planung zu einer spätsommerlichen Nachtfahrt durch die Stockholmer Schären. Erst die von Johannes stundenlang und genauestens erläuterte Navigation anhand irrlichternder farbiger Lichtpunkte konnte ihn davon überzeugen, dass Segeln auch spannende und vor allem logische Elemente enthält.

Begünstigt durch einen zunächst “halben”, dann “ganzen” Vorruhestand und die Bekanntschaften mit Hartwig (Bootseigner und Segler, der für sein Leben gern reist) und Renate (siehe unten) wurde aus der Landratte ein prüfungsgeiler Fahrtensegler: 1991 alle A-Scheine, dann die B-Scheine, 1993 C-Schein und Sporthochseeschiffer-Zeugnis. (Plus die Funkzeugnisse. 4300 sm in diesen 3 Jahren.)

Zur Ausbildung und zum Beruf nur eine segel-relevante Anmerkung: für einen “Theoretischen Maschinenbauer” (so die Fachgebietsbezeichnung der TU Berlin) und einen sog. “Computer-Spezialisten” hat die Navigation und Segeltheorie nur wenig Geheimnisvolles.

Zu den Prüfungen gehörten natürlich auch die mehreren Tausend Seemeilen, und die kann man recht unterschiedlich erleben: “mitsegelnd” oder “trainierend”. Als ehemaliger Military-Reiter, der für seinen Sport täglich eine Stunde trainieren muss, um nach sechs Wochen die kurzen 10 Minuten eines Turniers zu genießen, hatte ich eine vollkommen andere Vorstellung von der Segelausbildung als ich sie kennenlernte. Aber wer macht mit, z.B. während eines 14-tägigen Törns jeden Tag ein bis zwei Stunden An- und Ablegemanöver üben? Wenige. Die Ausnahme: die ebenfalls dank Johannes’ solider Grundausbildung ehrgeizige und vom Segeln begeisterte Renate. (Ich höre den Einwand: wo kann man das heute noch? In der Nebensaison überall, im Sommer im Norden.)

Damit war in wenigen Jahren eine solide Basis erarbeitet, um einem Spätkommer das Leben auf dem Wasser schmackhaft zu machen. Aber erst 1999 wurde ein eigenes Boot - die PHINE - angeschafft, denn der “Job” als Skipper auf unterschiedlichen Booten, mit unterschiedlichen Menschen und in unterschiedlichen Revieren hat auch seinen Reiz. (In den “Skipper”-Jahren 1994 bis 1998 kamen im Mittelmeer und insbesondere in Skandinavien 8700 sm zusammen.)


Zur Einschränkung: Eigentlich bin ich noch immer eine Landratte. Mir ist es wichtiger, Land und Leute kennen zu lernen, die kleinsten und schwierigsten Häfen anlaufen zu können und alle Probleme, die mit dem Betrieb eines Segelbootes (und seinem Motor!) verbunden sind zu beherrschen, als einen Viertelknoten schneller oder 3 Grad höher als andere zu segeln. Ebenso wenig reizt mich das offene Meer als Ziel, obwohl ich es genieße, am Horizont kein störendes Land zu sehen. Teile ich alle meine bisherigen 20.000 Seemeilen durch die Anzahl der aufgesuchten Häfen, 900, so komme ich auf eine durchschnittliche Entfernung von 22 sm zwischen den Häfen, d.h. nach täglich rund 5 Stunden “auf See” war ich (im Durchschnitt) wieder an Land. - Jetzt sollte aber keiner auf die Idee kommen, mir ein Wohnmobil zu empfehlen. Auf dem Wasser findet man immer noch die oft zitierte große Freiheit und insbesondere ist Norwegen “zur See” ein vollkommen anderes Land als Norwegen zu Land!

 

 

 

 

 

 

Die Reisen mit der PHINE (bisher 7000 sm in 5 Jahren)

1999 - Kauf in Gävle (nördlich Stockholm) - Haparanda - Überwintern in Stockholm

2000 - Stockholm - Helsinki - Saima-Seen (Transit Russland) - Stockholm - Überwintern in Fehmarn

2001 - Fehmarn - Bohuslän (Schweden) - Oslo - Bohuslän - zurück nach Fehmarn

2002 - Fehmarn - Westschweden - Westnorwegen - Trondheim - Überwintern in Molde

2003 - Molde - Lofoten - Finnmark (Nordkapp) - Tromsö - Überwintern bei Bodö

2004 und 2005 weiterhin Norwegen, weil’s so ganz nach meinem Geschmack ist.

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