By Holger Melms
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Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
1993
1994
1997
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Å,å = Aa,aa    ø=ö

Myken im Herbst

 


Myken im Sommer

Ulfs Inselverzeichnis
Hafen / Energie / Trinkwasser / Telekommunikation / Verbindungen / Schule / Jobs / Bewohner
Rückblick (Gesamtansicht)
 

 


Dieses Jahr wollte ich nicht wie 1997 und 2003 die mir sympathische Insel nur als Übernachtungshafen benutzen, sondern die Dinge finden, auf die mit dem vom Sturm verwehten Wegweiser hingewiesen wurde.

Dass ihr Euch nicht zu sehr wundert: mein Wissen verdanke ich Björn, Gro, Ulf, Helge und Sigmunds Wandzeitungen. Und wie immer, einigen (wenigen) schlauen Büchern.
 

 

Myken nach 1900 - aus einem Buch

 

“Das Fischerdorf Myken, einige Jahre nach der Jahrhundertwende. (Vereinigte Fotografen)”
 

 

29. Aug. 2005  10:24  Myken Postkartenfoto  [Canon G5]

 

Myken ist gewachsen, hat aber seinen Charakter bewahrt. Die Aufnahme wurde etwa an dem gleichen Ort (nördlich der Varde) gemacht, wie die vor rund hundert Jahren.
 

 

So umwerfend Ausführliches habe ich bisher nicht über Myken gefunden. Das Folgende dürfte aber genügen.

1628 - die erste auf Myken wohnende, d.h. wohl mit anderen Worten, die erste Steuer zahlende Familie aus Myken wird registriert.
um 1900 - Myken und die benachbarte Inselgruppe Valvaer erweisen sich als ausgezeichnete Fischgründe.
1901 bis 1907 - eine erste Mole wird gebaut.
1913 - ein Telefonkabel wird zur Insel verlegt. Eine Schule wird gebaut.
1918 - ein Leuchtturm ersetzt ein schwächeres Leuchtfeuer.
Um 1920 - nach einem verheerenden Sturm wird eine zweite Mole gebaut.
um 1945 - Mit rund 150 Personen erreicht die Zahl der permanent auf der Insel Wohnenden ihren Höhepunkt. Das benachbarte Valvaer ist bedeutungslos geworden.
Etwa 1951 - ein Kai für die Fährschiffe wird gebaut. Bis dahin mussten Personen und Waren auf kleine Boote umgeladen werden.
1953 - ein Stromgenerator wird installiert. Er ist zunächst nur dienstags in Betrieb, später auch freitags.
1965 - ein 21 km langes Kabel versorgt ab jetzt die Insel mit Strom - rund um die Uhr!
1973 - eine neue, größere Schule wird gebaut.
1981 - zum Zeitpunkt des “WESTERN”-Untergangs - wohnen noch rund 85 Personen auf der Insel.
Um 1985 - Etwa 35 Bewohner verlassen - als Spätfolge des WESTERN-Unglücks - die Insel.
1990 - Myken Elektronikk wird ins Leben gerufen.
1993 - eine Seewasser-Entsalzungsanlage wird installiert. Die Fischannahme kann weiter betrieben werden.
1998 - Laut Lotsenhandbuch liegt die Einwohnerzahl bei 40 Personen.
2000 - nach über 50 Jahren Diskussion wird ein Kai für die Allgemeinheit (Schwimmsteg) errichtet.
Im Winter 2005/2006 werden weniger als 20 Personen auf Myken wohnen.

 

 

 

 

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Ulfs Insel-Inhaltsverzeichnis

 

Mai 2003 -

 

Bei meinem letzten Besuch der Insel stand an der “Hauptstraße”, direkt oberhalb des Fähranlegers, dieser - von Ulf Skauge - liebevoll gearbeitete Wegweiser. Mein Kommentar dazu lautete: “die holen aber auch alles aus ihrer Insel heraus, was hrauszuholen ist.”

Das nicht gut lesbare Foto wurde im Mai 2003 mit einer Digital-Kamera der ersten Generation aufgenommen und verweist auf:

Fiskemottak 20 m (Nicht lesbar, bei Ulf nachgefragt)
Rutebåtkai 20 m (Nicht lesbar, Ulf nachgefragt)
Sigmunds lille bryggebutikk 29 m (dieses Mal habe ich dort eingekauft)
Gjestedush / WC 29 m (das müsste ebendort sein - ist es)
Karenstua Kafé 276 m (der zentrale Treffpunkt der Insel)
Myken skole 443 m (gefunden)
Myken fyr / flytekai 64 m (Helges Kai, dort auf den Fährmann warten)
Sørløkta tursti 260 m (Beginn desselben. Führt an dem Grashaus vorbei)
Postkontor 371 m (bei Lauritz)
Telefonkiosk 448 m (war mir schon 1997 unauffindbar)
Bibliothek 344 m (in der alten Schule, im Sommer geschlossen)
Skipsexpeditör 160 m (Schiffsabfertigung)
Ambulansehelikopter  390 m (Landeplatz vor der neuen Schule)
Myken vannwerk (2003 nicht, aber diesmal gefunden; hinter der neuen Schule)
Gjestekai 140 m (der neue Schwimmsteg?)
Forsamlingshus 270 m (existiert)
Myken Elektronikk 357 m (Eine Firma, die 11 Jahre in der alten Schule existierte)
Nödströmaggregat 74 m (stimmt, siehe Foto unten)
Brannutstyr 74 m (Ebenfalls in dem gelben “lyshus”)

Dieser Wegweiser ist gleichzeitig ein Verzeichnis dessen, was eine abgelegene Insel zum (Über-)Leben braucht. Die Reihenfolge der Objekte habe ich etwas umgestellt.

Die Postleitzahl wurde zwischenzeitlich geändert. Jetzt gilt: 8181 Myken.
 

 

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1. Der Hafen

 

 

Myken hat einen leicht von Nordost und Südwest zu erreichenden Hafen. Beide Einfahrten sind mit kleinen Leuchthäusern und mit großen, weithin sichtbaren Varden ausgerüstet.

Allerdings mäkelt der Norske Los (ein Buch) etwas über den Hafen bei schwerer See: “I stor sjø fra W kan begge inseilingene bryte sammen.” (“Bei schwerer See von Westen bricht die See vor beiden Einfahrten.”) Dennoch ist der Hafen gut ausgerüstet: ein halbes Dutzend Festmacherbojen, die gerne von pausierenden Fischern benutzt werden, liegt hinter der Mole über den 12 m tiefen Vestersund.

Nebenbei - die Zahlen bedeuten:

1 - Lage der Alten Schule (nordöstliches Ende der “Hauptstraße”)
2 - Lage des Gedenksteins auf dem Aussichtshügel
3 - Fähranleger, Gästehafen, Fischannahme, Landhandel
4 - Neue Schule, Sendemast, Wasserwerk (am südöstlichen Ende der “Hauptstraße”)
 

 

5. Juli  2005  15:27  Lange Mole  [Canon G5]

 

Die erste, etwa 200 Meter lange Mole wurde von 1901 bis 1907 gebaut - eine Qualitätsarbeit. Sie wurde mehrmals von Stürmen beschädigt und mehrmals ausgebessert, zuletzt 2002. Die zweite, kürzere Mole über den 12 Meter tiefen Vestersund wurde erst 1920, nachdem ein Sturm 1919 schwere Schäden angerichtet hatt, in Angriff genommen.
 

 

26. Aug. 2005  17:23  Verfallender Kai  [Canon G5]

 

Ein Wermutstropfen: Im Lotsenhandbuch von 1998 ist dieser Kai noch als “13 m trekai, dybde 4,2 m” aufgelistet. (“Holzkei, 13 m lang, Wassertiefe 4,2 m.”) Seit einiger Zeit ist er im Besitz einer Bank, was seinen jetzigen Zustand erklärt. (Der dahinter liegende, in Ordnung gehaltene Kai ist der Fähranleger.)

Bei meinem nächsten Besuch der Insel werde ich dies Foto hoffentlich gegen ein besseres tauschen können.   
 

 

29. Aug. 2005  10:47 Nordre Lykt  [Canon G5]

 

Nordlykta. Das waren noch Zeiten! Wer genau hinsieht kann lesen: “FROGNERKILENS FABRIK 1894”. Es würde mich sehr wundern, wenn ein heute gebauter Gegenstand nach 111 Jahren noch immer funktionstüchtig wäre. (1894 hatte Norwegen noch einen gemeinsamen König mit Schweden, worauf, wie ich meine, das Wappen hindeutet.)

Es muss sich bei diesem Leuchthäuschen um den Vorgänger des 1918 errichteten Leuchtturms handeln. Es steht also “erst” seit 1918 hier.
 

 

29. Aug. 2005  10:54 Nordre Lykt innen  [Canon G5]

 

Durch die reflektierende schräge Scheibe fotografiert: die obere “Taschenlampen”-Glühbirne (manche sagen Glühlampe) reicht in Verbindung mit dem Linsensystem aus, um das kräftige Licht zu erzeugen. Sollte sie durchbrennen, wird automatisch der “Trommelrevolver” eine Position weiter gedreht, und eine der rechts und links zu sehenden Reserve-Glühbirnen beginnt zu leuchten. 1984 eine Technik, von der man nur träumen konnte.
 

 

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2. Energie (Strom; Diesel)

 

5. Juli  2005  19:44  Das Lichthaus  [Canon G5]

 

In diesen unscheinbarem Haus (“lyshus”) endet das vor 40 Jahren verlegte Seekabel, das mit 21 km Länge 6000 Volt ??? kW auf die Insel leitet. Ein Transformator hinter der Metalltür wandelt die Hochspannung auf die zur direkten Nutzung geeigneten 380 V (Elektromotoren) bzw. 230 V (Haushalt) um.

Björn sagte mir, dass diese Kabel mit 50 Jahren ihre nominale Lebensdauer erreicht hätten. Die Kosten für ein neues Kabel wären erheblich. Das bestehende Kabel war in den 40 Jahren zweimal durch Bewegungen in der See gebrochen.

Da es kein Reservekabel gibt, hat das Leuchtfeuer sein eigenes Doppel-Notstrom-Aggregat.
 

 

6. Juli  2005  07:41  Notstromaggregat  [Canon G5]Das ist das “Nödströmaggregat in 74 m Entfernung”, auf das der verwehte Wegweiser hinwies. Es wird gestartet, wenn die Stromversorgung über das Seekabel längere Zeit ausfällt.

 

Ein Jahr später finde ich diese schlechte Nachricht

unter http://lokalavisa.no/artikkel.php?aid=37613

Nyheter  22/12 2006
Vil ha stabil strømforsyning - Frei übersetzt: Mykens Kampf für eine stabile Stromversorgung
 
Myken-folket er lei av alle strømstoppene. Som følge av dårlig vær, utilstrekkelig kapasitet på nødstrøms-aggregatet og den elendige kvaliteten på strømmen i perioder gir dette en stor ulempe for abonnentene og er dessuten skadelig for det elektrisk materiell.
Abonnentene på Myken har mottatt et brev fra Rødøy-Lurøy Kraftverk (RLK) der det går fram at det fortsatt er nødvendig å bruke minst mulig strøm når aggregatet kjøres, fordi det ellers vil stanse automatisk. Men det viser seg også at det mye omtalte kretskortet som ble byttet på aggregatet, ikke har noen innvirkning på kapasiteten. Dette skriver nyhetsbrevet Myken-Nytt i sitt julenummer.
Myken Vel har nå sendt et brev til RLK, med kopi til NVE, der det stilles krav om at RLK må installere et større aggregat som kan levere nok strøm når det trengs, installere utstyr som automatisk styrer start/stopp av aggregatet samt veksling landstrøm/aggregat, og montere et måleapparat som registrerer og dokumenterer alle variasjoner i strømmen.

 

 

5. Juli  2005  19:43  Verteilermast  [Canon G5]

 

Unmittelbar über dem gelben Lyshus befindet sich diese dekorative Verteilzentrale. Sie ließ sich von Hårek, dem letzten Wintersturm, nicht beeindrucken.
 

 

6. Juli  2005  07:22   Leerer Dieseltank  [Canon G5]

 

Wenn diese meist silbernen Zylinder in den alten Fischerdörfern erst einmal verrostet leerstehen, ist es mit der Berufsfischerei meist vorbei. 1997 habe ich aus diesem Tank noch 18 Liter Diesel für 58 Norwegische Kronen gekauft.
Der Tank in Mykens Mitte ist seit etwa 2000 nur noch eine rostende Hülle. Jetzt gibt es Diesel nur noch aus Fässern. (Das nette blaue Haus links daneben wird vom Förderverein an Feriengäste vermietet.)
 

 

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3. Trinkwasser

 

5. Juli  2005  15:09 Wasserhaus  [Canon G5]
Ein vollkommen unscheinbares Gebäude, das immerhin einen Wert von 4,5 Millionen Kronen bzw. 600.000 Euro repräsentiert. In ihm befindet sich die Seewasser-Entsalzungs-Anlage, die die Inselbewohner mit Trinwasser und die Fischannahme mit Frischwasser versorgt, ohne welches diese ihren Betrieb hätte einstellen müssen. (Da die Vorschriften strenger wurden.)

 

 

 

7. Juli  2005  14:13  Ulf im Wasserhaus  [Canon G5]

 

Die Entsalzungsanlage. Wieviel dieser Anlagen gibt es in Norwegen als Inselversorgung? Dies soll - zum Zeitpunkt der Erstellung 1993 - die zweite derartige Anlage an Land gewesen sein. Ulf kontrolliert die Anlage alle drei Tage.
 

 

7. Juli  2005  14:12  Seewasserentsalzung  [Canon G5]

 

Das Rohr. Durch vier hintereinander angeordnete Membranen, die so trickreich konstruiert sind, dass sie Wasser- aber keine Salz-Moleküle durchlassen, wird das vorgereinigte Seewasser mit enormen Druck (54 bar) durch die Membranen gepresst. Durch den weißen Allerwelts-Plastikschlauch läuft das so aufwendig gewonnene Trinkwasser in den Sammelbehälter. Um den Druck zu erzeugen, werden 18,6 kW benötigt. Im Jahr 163 Tausend kWh, keine kleine Stromrechnung.
 

 

7. Juli  2005  18:56 Alter Wasserbrunnen [Canon G5]

 

Sollte eines Tages die Anlage ausfallen und ein Neubau nicht finanzierbar sein, steht den Einwohnern wieder diese Alternative zur Verfügung: der alte, 1907 vom Staat gebaute und noch erhaltene öffentliche Trinkwasserbrunnen in der Ortsmitte, oder ...
 

 

6. Juli  2005  08:14  Wassersammelbecken  [Canon G5]

 

... Rückhaltebecken für Regenwasser.  Dieses Becken versorgte die neue, 1973 gebaute Schule mit “Frischwasser” - überwiegend zum Duschen, denn keine Möve lässt sich davon abhalten, in das Wasser zu pinkeln.
 

 

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4. Telekommunikation
Die Leuchttürme von heute

 

Es ärgert mich, das in jeder blöden Tourismus-Broschüre die Romantik der Leuchttürme beschworen wird. Dabei sind sie Schnee von gestern. (2007 wird kein einziger norwegischer Leuchtturm mehr bemannt sein.) Es wäre viel interessanter - und spannender - die Technik unserer aktuellen “Leuchttürme” zu verstehen.

 

5. Juli  2005  15:00  Telekomhaus  [Canon G5]

 

Klein aber fein: die Telekommunikations-Zentrale. Die beiden waagerechten Ofenrohre sind WAHRSCHEINLICH Richtfunkantennen, die eine Verbindung zur Gegenstelle in ????? herstellen. Welche Daten auf welchen Frequenzen???. Das topfförmige Gebilde übertragt die Mobilfunkdaten ...???
 

 

5. Juli  2005  15:03  Mastfuß  [Canon G5]

 

Auf dieser kaum tellergroßen Fläche ruht der ???? Tonnen schwere Mast, dessen Gewicht noch durch den Zug der Abspannseile nach unten verdoppelt ??? wird. Das entspricht einem Druck von ...... vergleichbar mit .....
 

 

5. Juli  2005  15:03  Mast mit

 

... zum Schutz vor den Winterstürmen besonders kräftig abgespannt ist. Seine Höhe vor einem Jahr: 30 m. Seine jetzige Höhe: 45 m. Die Sendeanlage wurde von der NMT 450 Technik, die landesweit eingestellt wird, auf GSM umgerüstet. Dadurch kann jeder auf der Insel sein Mobiltelefon benutzen.
 

 

5. Juli  2005  15:19  Mastspitze  [Canon G5]

 

 

 

Und da oben hängen sie, die Sende- und Empfangsantennen, über die alle Mobilfunk-Gepräche laufen. Die Reichweite beträgt etwa ???, reicht als ein gutes Stück auf dem Weg nach Röst. (In Skomvaer habe ich keine derartige Anlage gesehen. Dort ist also ein beachtliches Funkloch.)

 

Das sind unsere heutigen Leuchtürme: statt mit Licht - was jeder versteht - arbeiten sie viel effektiver mit unsichtbaren elektromagnetischen Wellen - was kaum jemand unmittelbar versteht, ich eingeschlossen.

 

Nachtrag:

 

27. Aug. 2005  14:49 Sendemast mit Doppelrohr  [Canon G5]

 

Diese beiden Ofenrohre können unmöglich Richtstrecken sein. Bei nur 6 Beaufort wackeln sie auf ihrem Holzmast wie die Lämmerschwänze. Mal seh´n ob ich einen Wissenden finde. (Auf jeden Fall gefällt mir das Foto.)

 

 

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5. Verbindungen

 

6. Juli  2005  01:39  Katamaran-Fähre  [Canon G5]

 

Auch wenn das Foto drittklassig ist, die Transport-Verbindung ist erstklassig. Täglich verbindet dieses moderne Zweirumpfboot die Insel mit den weiter landwärts liegenden Inseln sowie den wenigen Festlandsorten der Gemeinde Rödöy. Der Name des Schiffes: Rödöylöven.

Was man nicht sieht: das Schiff ist in seinem hinteren Teil mit einem Kühlraum ausgestattet, der zum Transport der in Myken frisch geschlachteten Fische zu den weiterverarbeitenden Betrieben, z.B. auf Traena, dient.

 

 

 

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6. Eine Schule

 


Überspitzt ausgedrückt: Ohne Schule keine jungen Familien und ohne junge Familien keine Zukunft als permanent bewohnte Insel. Also unterhält die Gemeinde das 1973 am westlichen Ende der “Hauptstraße” für die damals wachsende Anzahl von schulpflichtigen Kindern neu errichtete Schulgebäude und 1,6 Lehrer für 3 bis 4 Schüler (2004/2005).

 

5. Juli  2005  15:12  Neue Schule  [Canon G5]

 

Das Gebäude wirkt eher wie ein Ausflugsrestaurant. Aus den Klassenzimmern hat man einen faszinierenden Blick auf einen Teil der nördlichen Helgeländer Berglandschaft. Einige Beispiele.
 

 

23. Aug. 2005  14:51  Klassenraum  [Canon G5]

 

Wenn ich an die 40-Schüler-Klassenräume meiner Schule denke, empfinde ich diese Schule als geradezu gemütlich.
 

 

24. Aug. 2005  15:24 Ausflug

 

“Und die Insel dort hinten heißt ... TRAENA!” Klassenausflugmit Heimatkunde-Unterricht. Wohl ein Traum für jedes Stadtkind.
 

 

24. Aug. 2005  11:35  Müll einsammeln  [Canon G5]

 

Klassenausflug mit Umweltpflege. Eirik und Arnt, zwei der drei Schüler dieses Jahres, beim Zusammentragen von Plastikmüll. (Ein wenig bissig formuliert: einige - nicht alle! - norwegischen Gemeinden könnten sich diese beiden und ihre Lehrer mal ausleihen.)

 

 

Ein paar Daten zu den Schulen: Bis 1885 kamen Wanderlehrer nach Myken oder aber die Schüler mussten zu den Lehrern wandern. Dann erhielt Myken sein erstes Schulgebäude. Das noch heute stehende “alte” Schulgebäude stammt von etwa 1913. Die neue Schule von 1973 musste mehrmals aus Schülermangel pausieren. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Verhältnisse nicht drastisch ändern.

 

 

25. Aug. 2005  16:58  Bibliothek  [Canon G5]

 

Es gibt sie wirklich, die Bibliothek, auch wenn sie für Fremde schwer zu finden ist. Sie ist im Keller der alten Schule beheimatet und eine Stunde pro Woche geöffnet. Hier konnte ich meinen Lesebedarf recht gut befriedigen.
 

 

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7. Arbeitsplätze?

 

An erster Stelle steht auf einer Insel im Meer traditionell die Fischerei. Wobei man zwei verschiedene Arten der Fischerei unterschied: die Rund-ums-Jahr-Fischerei, die überwiegend von den ortsansässigen Nebenbei-Bauern betrieben wurde, und die Saison-Fischerei, die überwiegend von anreisenden Fischern betrieben wurde. Landwirtschaft gibt es wohl schon lange keine mehr auf Myken.

Es gibt wohl nur noch ein oder zwei ortsansässige kleinere Fischer. Die Zahl der anreisenden Fischer ist noch größer, besonders von Januar bis März, wenn der Kabeljau (Skrei) zu kommen pflegt. Die Fischannahme ist zur Zeit im Besitz einer Bank. Sie verpachtet den Betrieb auf Jahresbasis, was die Investitionsfreude ungemein beflügelt.

Ich habe keine Vorstellung, was aus den lokalen Arbeitsplätzen im Bereich der Fischerei werden könnte.
 

 

7. Juli  2005  19:04  Alter Schulhof  [Canon G5]

 

“Was für ein eigenwilliger Vorgarten” ging mir durch den Kopf, als ich vor zwei Jahren an dieser Stelle vorbeilief. Weit gefehlt: das was der Schulhof der alten Schule, dem weißen Gebäude links. Heute ist dort die kleine, im Sommer leider geschlossene Bibliothek untergebracht. Vor einigen Jahren war hier der einzige “Industrie-Betrieb”

Myken Elektronikk

untergebracht, zu dem der Wegweiser eine Entfernung von 357 m angibt. Der kleine Betrieb fertigte 11 Jahre lang Platinen für eine Osloer Firma, die diese unter anderem an die Deutsche Post lieferte. Die Zahl der Angestellten stieg zeitweise bis auf 15 und war sicher einer der möglichen Wege, Beschäftigung in abgelegene Gebiete zu bringen. (Wie es z.B. die Stockholmer in ihrem Schärengarten praktizieren, indem sie die Taxi-Zentrale auf eine Insel (Utö) verlagern.) Letztendlich musste die Firma vor den Löhnen in Osteuropa kapitulieren.
 

 

4. Juli  2005  18:10  Leuchtfeuer  [Canon G5]

 

Der noch im Besitz der Leuchtfeuer-Verwaltung befindliche Gebäude-Komplex wird von Helge in Zusammenarbeit mit Gro an Urlauber vermittelt, die in den Räumen des seit 1974 nicht mehr bemannten Leuchtfeuers wohnen wollen. (Der hässliche Bunker links stammt noch von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg, die hier anfliegende Briten und den Schiffsverkehr zu beobachten hatten.)
 

 

5. Juli  2005  17:15  Sigmunds lille butikk  [Canon G5]Sigmund verteidigt* die Fischannahme und betreibt einen kleinen Landhandel in dem Gebäude. Der Text auf dem langsam ausbleichenden Schild “Alle finner noe. Noen finner alt” bedeutet “Alle finden einiges. Einige finden alles.”

 

 

*Das galt im Juli 2005. Als ich 6 Wochen später wieder nach Myken kam, brichtete mir Björn als erstes: ein neuer Pächter des der Bank gehörenden Gebäudes wird die Fischannahme OHNE Personal betreiben - die Fischer machen alle Arbeiten in Eigenregie.

 

 

 

23. Aug. 2005  12:23 Treffen bei Sigmund  [Canon G5]

 

Dann wird auch diese Institution umziehen: während der Öffnungszeiten (10 bis 13 Uhr) der Butikk konnte man sich in Sigmunds Bürö setzen, einen Kaffee trinken und einen Schwatz halten. Die liebenswerteste Einrichtung der abgelegen Insel. (Die Schreibtische stehen weiter links in dem großen Raum, der darüber hinaus jeden Samstag zum gemeinsamen Kaffetrinken mit Kuchen genutzt wird.)

Die Personen sind: die Schüler Eirik und Arnt, Ulf Skauge, Emma Lunheim Nilsen und Gro Bygdevold, die Lehrerin der Kinder und Betreiberin der Karen-Stua.
 

 

 

 

Die heute (2005) noch vorhandenen Arbeitsplätze sind: Fischannahme*, Post und Hurtigboot-Abfertigung, Wetterstation, zwei Lehrer, kleiner Landhandel, Bibliothek und Vermietung der Ferienwohnungen im Sommer, sowie Sommer-Café. Björn und Ulf kann man wohl als selbständige Unternehmer bezeichnen. *Die Fischannahme ist zur Zeit eine “leere Hülle”, in der die Fischer alle Arbeiten selbst verrichten müssen. Die ausgenommenen Fische werden mit dem Hurtigboot täglich zu Betrieben auf den Nachbarinseln (Nesöy, Traena) zur Weiterbearbeitung gebracht.
 

 

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8. Die Bewohner

 


Die Zahl der permanenten, also Winterbewohner der Insel liegt zur Zeit (2005) bei 16 Personen.

In einer Stiftung organisiert setzen sie sich zusammen mit einem Teil ihrer Sommerbewohner für die Belange ihrer Insel ein. Es ist ihnen gelungen, den schleichenden Niedergang, der vor rund 10 Jahren einen Tiefpunkt erreichte, zu stoppen. Zur Zeit steht kein einziges Haus zum Verkauf an. (Was zunächst nur von der Beliebtheit der Insel als Sommerdomizil zeugt.)

Nachtrag zu meinem letzten Satz: In der Lokalzeitung vom Dezember 2001 ist zu lesen: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

(Sinngemäß: ”Die beiden letztlich verkauften Häuser gingen zu vollkommen überhöhten Preisen an die neuen Besitzer. Einheimische werden damit der Möglichkeit beraubt, billigen Wohnraum zu beschaffen. Die Politiker sollten sich der Sache annehmen.” Mein Kommentar: die Politiker werden einen Teufel tun, die gesamte norwegische Südküste ging so vor die Hunde.)

 

 

So um 1940 waren drei Brüder einer Familie (Eliasson) der Insel-Kaufmann, der Leuchtturm-Manager und der Fischaufkäufer. (Kein schlechtes Trio.)

Helge war der Skipper des dritten großen Fischerboots, MYKENFISK. Er verkaufte es und fährt heute als Kapitän eins der Ambulanz-Schiffe, kommt aber nur noch zeitweise nach Myken. Björn sprüht vor Ideen und steckt hinter (fast?) jeder Initiative, die das Weiterleben der Inselbewohner betrifft. (Der oben erwähnte Insel-Kaufmann war sein Großvater.) Sein Bruder Ulf hatte die Idee, den weiter oben abgebildeten Gesamt-Wegweiser der Insel anzufertigen, der zu einem der meist fotografierten Objekte der Insel avancierte, bis ihn Hårek (ein Wikinger-Held und der Name eines Tiefdruckgebiets) im letzten Winter zusammen mit einem Seehaus und einigen Dächern ins Meer blies. Praktisch alle Schilder und Holzarbeiten auf der Insel stammen von ihm.

Eine Fülle von Informationen über einige der Zitierten und viele andere Personen steht in der Jubiläumsschrit des XXX.

 

 


Ein ungelöstes Rätsel - diese Telefonzelle habe ich weder 1997 noch 2003 gefunden (die Aufnahme stammt vom Mai 2003) und werde sie auch nicht mehr finden: sie soll als öffentliche Stelle im Flur eines Privathauses installiert gewesen sein. Wahrscheinlich handelt es sich um die 1913 installierte und 1980 automatisierte Telefonverbindung. (In Norwegen dauert es immer ein wenig länger, bis überflüssig gewordene Schilder entfernt werden.)

 

2003 - Neubau und Telefonzellenschild [Olympus]

 

Als ich 2003 diese Aufnahme machte, dachte bei der Beurteilung des Hintergrunds: “mal einer, der bei der Restaurierung Sinn für die Erhaltung der vergangenen Harmonien beweist.” Dieser Eine (Jan, jedenfalls einer von ihnen) begrüßte mich diesmal freubdlich beim Anlegen, ohne dass ich wusste, wer er war. Das Haus trägt in Erinnerung an eine energische und langjährige Bewohnerin/Besitzerin den Namen Martinestua.
 

 

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Rückblick (Gesamtansicht)

 


Von der Leuchthausinsel Jutö hat man eine bequeme Übersicht über den gesamten Ort.
 

 

9. Juli  2005  06:12  Myken Totale links  [Canon G5]

 

Über dem “S”: die alte Schule (weiß) und rechts daneben, etwas unterhalb, ebenfalls weiß: Martinestua. Das “L” in dem grauen Gebäude: der seit Jahrzehnten stillgelegte Landhandel von Björns Großvater. (Dieser Landhandel wurde dann von “Myken Handel” abgelöst.) Links oberhalb, das leuchtend gelbe Gebäude: Karenstua.
 

 

9. Juli  2005  06:11  Myken Totale rechts  [Canon G5]

 

Über dem “M”, das gelbbraune Gebäude: Myken Handel. Links daneben, das kleine weiße Haus: die Adolfstua, darüber die Treppe zum Gedenkstein. Rechts von Myken Handel, das weiße Haus: dort wohnen die Möven und dort hat Hårek zugeschlagen.

Unter dem “x”: der Fähranleger, links daneben  Sigmungs Fischannahme und Butikk. Rechts des “x”: in dem weißen Haus wohnt Ulf. Links des “x”: in dem größeren weißen Haus wohnt Björn. Am rechten Bildrand: des Gästeschwimmsteg mit der Treppe zur “Hauptstraße”.

 

 

Direkte med teknisk sjef Kjetil Hansen på tlf. 750 98032

 

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13.11.2008

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