Diese Überschrift allein ist für einige Norweger eine Provokation, denn es existieren zwei offizielle norwegische Sprachen.
Die gut 4,6 Millionen Norweger (d.h. deutlich mehr als die 3,4 Millionen Berliner!) leisten sich seit über 100 Jahren einen Sprachenstreit, der über viele Reformen hinweg eine Mannigfaltigkeit an Schreibweisen hervorgebracht hat, bei der man als Ausländer glücklicherweise nicht mitspielen muss.
Die eine Sprache heißt jetzt “bokmål” (Büchersprache). Früher hieß sie riksmål, also Reichssprache.
Die andere heißt heute “Nynorsk”, also Neu-Norwegisch, eine glatte Irreführung! Das war nämlich seit Jahrhunderten die Sprache der Bauern in abgelegenen Tälern, die von einigen Nationalisten gegen die Sprache der von den “fremden Besatzern” (Dänen, später Schweden) gesprochenen “Reichssprache” in Stellung gebracht wurde. Zeitweise hieß diese Sprachvariante korrekt “landmål”, sinngemäß “Sprache vom Land”.
Wer sich nicht viel in Westnorwegen tummelt, kann diese Variante ruhig vergessen. Sie scheint langsam an Bedeutung zu verlieren. Außerdem kann man sich schnell an sie gewöhnen, sie ähnelt grob gesprochen unserem Platt.
Wer den Unterschied schnell überfliegen will, kann dazu ein beliebiges Stichwort, z,B. “Tomsö”, in die WIKIPEDIA eingeben. Da diese beide Sprachvarianten anbietet, kann man einfach hin- und herschalten.
Auch bei Orts- und Gewässernamen fehlt jegliche Einheitlichkeit. Ich habe mich bei der Schreibweise von Namen angepasst und bin ähnlich “flexibel”, auch was die Gleichsetzung von “ø-Ø” mit “ö-Ö” und “æ-Æ” mit “ae-Ae” betrifft. (“ä” scheint mir nicht in jedem Fall angemessen, da ich z.B. für “Værøy” oft “Vaarö” gehört habe.)
Bedauerlich finde ich, dass kaum jemand noch weiß, dass der kleine Kreis auf dem “å,Å” ein stilisiertes “a” ist. Dieser Buchstabe ist nichts als eine verkürzte Schreibweise für das früher allgemein verwendete “aa”. Ausgesprochen wird dieser Buchstabe bzw. diese Buchstaben-Kombination im Prinzip immer “Oh”.
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