© Holger Melms
2003-2007

 

“Historien om Fruholm Fyr”

 

Ein schmales Büchlein mit "Geschichten über die Leuchtturminsel Fruholmen" ist mir im Juni in der Bibliothek Bodø in die Hände gefallen. Es wurde von Hans Hansen, einem der letzten Leuchtturm-Wärter, der mit seiner Familie(!) dort Dienst tat, 1984 geschrieben. Ich war von seinen Schilderungen begeistert und fing an, es zu übersetzen.

Wo liegt Fruholmen?

Man nehme das Touristen-Nordkapp (auf dem nicht mal ein Leuchthäuschen steht, weil es nicht der nördlichste Punkt ist) und ziehe eine waagerechte Linie nach West und Ost. Dann wird man im Westen, etwa einen Kilometer oberhalb dieser Linie, zwar keinen Leuchtturm aber ein kleines Leuchthäuschen auf Knivskjellodden (71°N 11,09’ E), der nördlichsten (Insel-) Landspitze Norwegens, finden.

Noch viel weiter im Westen, dicht unterhalb dieser Linie, wird man einen Leuchtturm, nämlich Fruholm fyr (71°N 05,6’E), finden.

Weiter im Osten liegen bis zur russischen Grenze noch die Leuchttürme Helnesfyr (71N 03,7), Slettnesfyr (71N 05,3) sowie drei weitere, die aber allesamt weiter im Süden, also weiter entfernt von dieser Linie liegen.

Fruholm fyr ist also der nördlichste Leuchtturm Norwegens.

Touristisch vermarktet wird allerdings Slettnes fyr, da es auf dem Festland liegt und leicht zu erreichen ist - als “nördlichster Festlands-Leuchtturm Norwegens, wenn nicht gar der Welt”. Dagegen liegt Fruholmen fyr auf einer nur bei gutem Wetter anzusteuernden Insel.

Wer mich kennt weiss, dass mich ein solches Ziel reizt, auch wenn auf keiner Seekarte zu erkennen ist, ob und wo genau man dort mit einem kleinen aber tief gehenden (1,75 m) Segelboot festmachen oder evtl. ankern kann.

Man kann. Wo in etwa steht in dem kleinen Büchlein. Und bei ruhigem Wetter kann man sich zwischen die umgebenden Klippen wagen. Dann kann man sogar mit freundlicher Hilfe der Besatzung der noch immer (bis 2006?) bemannten Leuchtturm-Insel rechnen.

 

Der Landeplatz liegt in der Nähe des oberen roten Kreises, westlich der Stromleitung (15 m hoch, schwarzer Strich). Der Sund ist an dieser Stelle ca. 60 m breit. Die Gezeiten lassen das Wasser kräftig durch den Sund strömen.   Die schwarzen Punkte im Wasser, die aussehen wie ein Plus-Zeichen in einem Kreis, markieren die Stellen, an denen man die Boots-Versicherung benachrichtigen muss, wenn man sie erwischt (nicht die Versicherung sondern die überspülten Felsen). Der untere rote Kreis markiert den Ort Finneset, bis zu dem die Bewohner von Fruholmen früher rudern mussten, um ihre Post abzuholen. Dieser Ort wird im Buch oft erwähnt.

 

(F1) Landeplatz voraus. Die Klippe in der Westzufahrt war weder zu sehen (trotz Niedrigwasser) noch zu fühlen. Jetzt kann nichts mehr schief gehen, außer dass der Landeplatz zum Festmachen vollkommen ungeeignet und die Strömung im Sund zu stark zum Ankern ist. (18. 7. 2004, 21 Uhr 35.)

 

(F2) Blick vom Fuß des Leuchtturms auf die Zufahrt von Westen. (Ich wurde gleich von drei Personen in Empfang genommen: einem Hamburger, der mit seiner Jolle(!) dort lag, einer Schweizer Künstlerin, die für zwei Monate eine Art Stipendium auf der Insel bekommen hatte und einem der beiden Leuchtturm-Bediensteten. Das Festmachen war somit bei dem ruhigen Wetter kein Problem.)

 

(F3) Blick vom Fuß des Leuchtturms auf die östliche „Ausfahrt“. Etwa einen Zentimetger oberhalb des weißen Punktes sieht man es gurgeln. Da liegt ein überspülter Felsen, dessen Lage ich mir merken muss, da er bei steigendem Wasser bald nicht mehr zu erkennen sein wird. Weit im Hintergrund die Insel Hjelmsöy, die Insel Havöy (rechts davon) und weit dahinter die Insel Mageröy mit dem (echten) Nordkapp am linken Bildrand, etwa 35 Seemeilen entfernt.

 

(F5) Mitternachts-sonne alternativ: vom nördlichsten Leuchtturm Norwegens (71° 05,624’) aus betrachtet - statt vom Nordkapp (71° 10,372’) mit 2000 Anderen nach teurem Eintritt. Was mich überraschte: die kleine Leuchtturm-Insel ist wie eine Festung in allen Richtungen von Schären und Untiefen umgeben, was von den dort seit 1866 Lebenden (siehe Buchauszüge) nie als Behinderung erwähnt wird.

 

(F8) Ein Blick zurück. (19. Juli 2004, 3 Uhr 40.) Wie es eine Kuh auf der meist felsigen, 300 mal 350 m kleinen Insel dort rund 20 Jahre (ab 1920) ausgehalten hat und wie man das Futter für sie in den 9 Wintermonaten beschaffte, steht in dem Büchlein von Hans Hansen. Siehe Fruholmen (deutsch).

 

Osteinfahrt geschafft. Man darf auf keinen Fall mittig in den Sund einlaufen, sonst hat man eine gute Chance, die Klippe (oberhalb des weißen Pfeils) zu treffen.

 

"Der Hafen" von Fruholmen. Bei Niedrigwasser (Tidenhub 3 bis 4 m) ist nur der linke Teil des Kais für ein tiefgehendes Boot zu benutzen.

 

Im Prinzip ein solider Platz zum Festmachen. Die Pfosten reichen allerdings nicht (mehr) bis ins Niedrigwasser.

 

Für ein paar Stunden ausreichend vertäut. Die wechselnde, zeitweise starke Strömung hat allerdings die Wirkung, das Boot zu “verdrehen”, d.h. mit dem Bug oder dem Heck kräftig gegen die Betonmauer zu drücken.

 

Drei Ebenen: das Bootshaus über dem Hochwasser-Niveau, die Wohnhäuser auch bei Sturm “im Trockenen”, der Leuchtturm auf dem höchsten Teil der Insel.

Was hier beim Sturm los ist, steht ebenfalls in dem kleinen Buch von Hans Hansen.

 

Die merkwürdig milchige Färbung des Meers sind Algen, die sich aufgrund der ungewöhnlich hohen Temperaturen in diesem Sommer massenhaft vermehrten - sehr zum Ärger der Fischer.

 

Wer weiss was das ist? Erst nach der Lektüre von Hansens Buch verstand ich die entscheidende Bedeutung dieser unscheinbaren Schlitze an den Leuchtturmfenstern.

 

Noch ein paar mal überstreichen und sie haben ihre Wirkung verloren.

 

Der westliche Teil der kleinen Insel ist vom Meer blankgescheuerter Felsen. Nur der östliche Teil ist mit Pflanzen bewachsen und konnte der Kuh als Sommerweide dienen.

 

"Heute". Fruholmen ist gleichzeitig Wetterstation und an das Internet via Telefon angebunden.

 

 

 

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