Halten
Dieses Jahr erlebe ich Halten an einem grauen Tag. Die Fotos von 2005 will ich nicht wiederholen. Also erzähle ich mal was von der Insel, die ...
... genau genommen aus einer Gruppe eng beieinander liegender Inseln besteht.
Aus einer Broschüre (die in der Kapelle von Sauöya auslag) erfahre ich, dass wir (mit Pit) 1997 etwa den Tiefpunkt der Entwicklung der Inselgruppe erlebt haben.
Neun Jahre vorher, 1988, hatten die letzten festen Bewohner (Harald und Borghild Støen) die Insel verlassen. Sie betrieben vermutlich die Butikk und die Fischannahme, denn diese beiden Funktionen und das Stromaggregat wurden mit ihrem Weggang eingestellt. (Die Inseln haben auch heute noch keine Stromversorgung vom Festland.)
Davor, 1978, war bereits die letzte Familie mit Kindern weggezogen und die Schule geschlossen worden.
1962 war die Blütezeit der Fischerei vorbei und in den folgenden Jahren hatten die meisten Bewohner die Insel verlassen.
Der Niedergang hatte also ein Vierteljahrhundert gedauert.
Und wie sah es in der Blütezeit der Inseln aus?
1927 wurde die Insel auf Grund eines neuen Gesetzes von ihrem Großgrundbesitzer “freigekauft” und bis 1929 parzelliert. Viele kauften sich nun ihre genutzten Fischerhütten und Grundstücke, manche erweiterten die Hütten zu Häusern, die sie das ganze Jahr über bewohnen konnten.
Nach 1945 bewohnten 60 bis 70 Personen die Inseln und 20 Kinder gingen hier zur Schule. In den 1950er Jahren wurden drei neue Wohnhäuser gebaut und 1963 erhielt Halten eine eigene Schule. (Bis dahin wurde im Fischerheim unterrichtet.) Der Niedergang hatte aber schon eingesetzt. Diese Überlappung von Rückgang und wohlgemeinten (Fehl-) Investitionen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der äußeren Fischerdörfer.
Und wie überwand Halten den Niedergang?
Die Firma Nikolei Dahl war seit 1944 Eigentümer des einzigen großen Kais und dem angrenzenden Fischbetrieb und einem größeren Gebäude. Alles zusammen war nach dem Weggang der Bewohner nutzlos geworden und begann zu verfallen,
Torstein Erbo, im Norwegischen wird er “disponent” genannt, schrieb den Besitz der Firma Dahl auf Halten zum Verkauf aus. Mehrere Kommunen hatten Vorkaufsrecht, aber die verlangten 2 Millionen Kronen konnten sie nicht aufbringen. Erbo war aber daran interessiert, dass - sein Teil von - Halten der Öffentlicheit in Zukunft zugänglich blieb. Er schlug deshalb eine Stiftung mit dem geforderten Preis vor, in die er den Firmenbesitz einbringen würde.
Letzlich kam diese Stiftung 1991/1992 mit 1,4 Millionen Grundapital zu Stande und erhielt den somit verständlichen Namen “Stiftelsen Halten, Niolei Dahls Minne” (zur Erinnerung an Nikolei Dahl).
Und wer kümmert sich um das tägliche Geschäft?
Die Kommune Fröya - ein Stiftungsmitglied - hat einer neu gebildeten Vereinigung namens “Halten Fiskarheims Venner” die Verfügung über und die Instandsetzung der Gebäude übertragen und unterstützt sie dabei finanziell.
Dieser Verein - dessen Vorstand mich 2005 zum Fischessen einlud, ohne dass ich damals von seiner Funtion wusste - vergibt auch im Sommer bis zu 45 Übernachtungsmöglicheiten an interessierte Gäste. Dass Full Power Marketing will man aber vermeiden.
Und heute?
Halten wird in den Sommerferien - alle Norweger machen gleichzeitig Ferien - drei mal wöchentlich von der Schnellfähre angelaufen. Nach den Ferien (im August) ist hier Winter und die Fähre kommt nur noch einmal die Woche.
Der Mobilfunk scheint uneingeschränkt zu funtionieren.
Strom gibt es aus dem Generator. Einen für die drei Leuchtfeuer, einen für die Bewohner aus Kästen mit Steckdosen am Weg. Nachmittags von Zwei bis Fünf wird abgeschaltet.
Nach Frischwasser habe ich nicht gefragt. Es wird wahrscheinlich Regenwasser sein.
Ob der “Halten Handel” richtig funtioniert, kann ich nur vermuten.
Sich für Weihnachten einzuquartieren scheint auf Schwierigkeiten zu stoßen.
Und was steht dazu im Internet?
das muss ich noch rausfinden.
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